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@grar.de Aktuell - 28.12.2001

NABU ehrt Bauernpräsident Sonnleitner mit dem 'Dinosaurier des Jahres 2001'


Bonn (agrar.de) - Der Naturschutzbund NABU hat Gerhard Sonnleitner,
Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), mit dem 'Dinosaurier des
Jahres 2001' ausgezeichnet. Sonnleitner erhalte Deutschlands peinlichsten
Umweltpreis für seine konsequente Bremsleistung in Sachen Agrarwende, sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen in Bonn: 'Der oberste deutsche
Bauernfunktionär repräsentiert einen Filz, der die eigene Mitverantwortung für
Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft schlichtweg leugnet und gegen jede noch so
überfällige Reform lautstark ins Feld zieht.'

Nach einer durch den BSE-Skandal ausgelösten Schrecksekunde hätten Sonnleitner und
der DBV schon zu Beginn des Jahres wieder munter eine Politik des 'Weiter so'
propagiert. 'Die Bauern als Opfer, schuld an der Misere sind Politiker, Handel und
Verbraucher - Gerhard Sonnleitner betreibt Lobbyarbeit auf eine bemerkenswert
schlichte Art', sagte Billen. Zweifellos bekämen gerade viele Kleinbauern das
Leben schwer gemacht, aber weder von Renate Künast noch von den bösen
Verbrauchern, sondern von ihrer eigenen Standesvertretung: 'Der Deutsche
Bauernverband hat in den letzten Jahren eine Agrarpolitik unterstützt, die der
bäuerlichen Landwirtschaft zunehmend das Wasser abgräbt', so der
NABU-Bundesgeschäftsführer. Dem DBV gehe es offensichtlich in erster Linie um
Pfründesicherung, damit allerdings treibe er die organisierte Bauernschaft immer
weiter an den Rand der agrarpolitischen Reformdebatte.

Sonnleitners ständige Litanei gegen jeden noch so überfälligen Reformschritt - vom
Bundesnaturschutzgesetz bis zur Ökosteuer - habe im Jahresverlauf schon beinahe
groteske Züge angenommen. 'Finanzielle Umschichtungen zugunsten des ökologischen
Landbaus, dringend erforderliche Verbesserungen bei der Tierhaltung, Reduzierung
des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngemitteln - dazu fällt dem DBV nichts
weiter ein als ein permanentes Nein', sagte Billen. Der Interessenvertretung eines
Berufsstandes, der pro Jahr mit über 25 Milliarden Mark aus öffentlichen Mitteln
subventioniert werde, stehe eine solche Verweigerungshaltung schlecht zu Gesicht.

Als besonders absurd wertete Billen die ständigen Angriffe Sonnleitners gegen
Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast, deren angebliche 'Hetzparolen'
und 'landwirtschaftliche Träumereien' weder Landwirten noch Verbrauchern helfen
und Arbeitsplätze in der Landwirtschaft gefährden würden. 'Wenn der DBV-Chef
seinen Job nur halb so gut machen würde wie die Verbraucherschutzministerin,
müsste einem weder um die Agrarwende noch um die Landwirte bange sein', meinte
Billen. Von 1949 bis zum Jahr 2000 habe sich die Zahl der Höfe in Deutschland von
1,6 Millionen auf 421.000 reduziert, die Zahl der landwirtschaftlichen
Erwerbstätigen von 4,8 Millionen auf 962.000 abgenommen. 'Angesichts dieser Bilanz
sollte Herr Sonnleitner gegenüber Renate Künast mit dem Vorwurf der
Arbeitsplatzgefährdung zurückhaltender sein', so Billen.

Als besonders hinderlich für die Umsetzung der Agrarwende bezeichnete
NABU-Bundesgeschäftsführer Billen die Lobbyverflechtungen in der deutschen
Landwirtschaft. So sei es ein Unding, wenn die zum Großteil aus Steuermitteln
finanzierten landwirtschaftlichen Beratungsgremien vielfach von Bauernfunktionären
kontrolliert würden. Auch seien die skandalösen Zustände in deutschen
Putenmastanlagen eine direkte Folge der marktbeherrschenden Stellung weniger
agrarindustrieller Großunternehmen, so Billen weiter: 'Hier wird wieder einmal
moderne Interessenvertretung mit rückwärtsgewandter Besitzstandswahrung
verwechselt.'

Mit dem 'Dinosaurier des Jahres', der aus Zinn gegossenen und 2,6 Kilogramm
schweren Nachbildung einer Riesenechse, bedenkt der NABU seit 1993 solche
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich sowohl durch herausragende
Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen
Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben. Die letzten drei Preisträger
waren:

- 2000 Lee R. Raymond, Präsident des Ölkonzerns Exxon
- 1999 der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU)
- 1998 Otto Majewski, Bundesvorsitzender der Bayernwerk AG

Information: NABU-Pressestelle, Tel.: 0228-4036-140, Mobil: 0172-5970749

Links zum Thema Umweltpreise,
Links zum Thema Agrarpolitik.

 


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