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@grar.de Aktuell - 17.12.2001

Ostdeutsche Agrarlandschaft hat größere Artenvielfalt


Bonn (agrar.de) - Große Teile der ostdeutschen Agrarlandschaft weisen im Vergleich
zu Westdeutschland immer noch eine relativ hohe Biotop- und Artenvielfalt auf.
Dies belegt ein vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Auftrag gegebenes
Forschungsvorhaben. Es wird allerdings auch deutlich, dass gegenwärtig in
Ostdeutschland eine zunehmende Angleichung an die arten- und individuenarmen
westdeutschen Verhältnisse zu beobachten ist.

Da sich nach 1990 für die ostdeutschen Landwirtschaftsbetriebe die Möglichkeit
einer umfassenden Modernisierung unter Einsatz der leistungsfähigeren
westdeutschen Betriebsmittel (beispielsweise bessere materiell-technische
Ausstattung der Betriebe, Zahl der verfügbaren Pflanzenschutzmittel bzw.
einsetzbaren Wirkstoffe) ergab, war davon auszugehen, dass sich hiermit auch der
ökologische Zustand der Ackerlandschaften entsprechend verändern würde. Vor diesem
Hintergrund wurde vom Bundesamt für Naturschutz das F&E-Vorhaben 'Ermittlung von
Ursachen für die Unterschiede im biologischen Potential der Agrarlandschaften in
Ost- und Westdeutschland als Grundlage für die Ableitung naturschutzverträglicher
Nutzungsverfahren' initiiert. Ziel des Vorhabens war es, die Gründe für die
Unterschiede bei der Entwicklung der biologischen Vielfalt zu erarbeiten. Daraus
sollen landwirtschaftliche Nutzungsverfahren abgeleitet werden, die einerseits die
ökologisch relativ günstige Situation im Bereich der intensiv genutzten
Ackerflächen Ostdeutschlands zumindest erhalten, andererseits die biologische
Vielfalt auf den Ackerflächen Westdeutschlands wieder erhöhen könnten.

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse des F&E-Vorhabens stellen eine umfangreiche
Dokumentation und Analyse der Bewirtschaftungsverhältnisse in der Agrarlandschaft
Ost- und Westdeutschlands unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der
Artenvielfalt dar. Auch wenn der vorgegebene finanzielle Rahmen nur eine
exemplarische Untersuchung ermöglichte und eine Reihe wichtiger Primär-Daten zu
den Bewirtschaftungsweisen in Ostdeutschland im Zuge der Umstrukturierung der
Landwirtschaft Anfang der 90er Jahre verloren gegangen sind, können einige der
dokumentierten Unterschiede in den Bewirtschaftungsweisen mit der auch heute noch
existierenden größeren Artenvielfalt und den höheren Individuenzahlen der Tier-
und Pflanzenwelt in der intensiv genutzten Agrarlandschaft Ostdeutschlands in
Zusammenhang gebracht werden.

'Insgesamt sind die Untersuchungsergebnisse geeignet, einen naturschutzfachlichen
Beitrag zur künftigen Ausgestaltung der Agrar- und Förderpolitik im ländlichen
Raum, die sich am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert, zu liefern', sagt der
Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Professor Dr. Hartmut Vogtmann. Die
Resultate bieten die wissenschaftliche Grundlage für die Benennung unverzichtbarer
Biotopverbundelemente und die Formulierung von Leitbildern und Entwicklungszielen
des Naturschutzes in der intensiv genutzten Agrarlandschaft. Sie werden somit auch
in die Umsetzung eines bundesweiten Biotopverbundkonzeptes einzubeziehen sein, so
Vogtmann weiter.

Darüber hinaus liefern die im Rahmen des Projekts entwickelten
Bewirtschaftungsempfehlungen wichtige Hinweise zur Beschreibung der 'guten
fachlichen Praxis' in der Landwirtschaft - einem zentralen Punkt des neuen
Bundesnaturschutzgesetzes.

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass insbesondere der Fruchtfolgeverarmung und der
zunehmenden Nivellierung der standörtlichen Bedingungen sowohl auf den
Wirtschaftsflächen als auch den Begleitbiotopen (Raine, Säume, Hecken etc.)
begegnet werden muss. In diesem Zusammenhang wirkt sich die weit verbreitete
Praxis der großflächigen Gülleausbringung auf Acker- und Grünlandflächen besonders
negativ aus. Die in dem Bericht geforderte Ausweisung von Schutzstreifen
(Pufferstreifen) zwischen den Wirtschaftsflächen und angrenzenden naturnahen
Biotopen stellt eine weitere zentrale Anforderung an die nachhaltige Ausgestaltung
der Agrarlandschaft dar.

Auch sollte der Empfehlung des Forschungsnehmers folgend die Bedeutung des
Feldhamsters als Leitart für den Schutzgedanken in den intensiv genutzten
Bördelandschaften stärker herausgestellt werden. Zudem gilt es, die
fortschreitende Zerschneidung der Landschaft durch die Versiegelung von Wegen und
den Neubau von Verkehrswegen zu begrenzen.

Links zum Thema Landschaft und Natur,
Links zum Thema Bundesländer.

 


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