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@grar.de Aktuell - 13.12.2001

Saarland: Deutlich weniger Nitrat im Grundwasser als in den 70er Jahren

Landesamt für Umweltschutz legt umfangreiche Studie vor


Saarbrücken (agrar.de) - Die Belastungen des Grundwassers mit Nitrat haben im
Saarland im Zeitraum von 1980 bis 2000 im Schnitt nicht mehr zugenommen. Damit
konnte der starke Anstieg von Nitrat im Grundwasser, der in den 70er Jahren zu
beobachten war, gestoppt werden. Dies ist die wichtigste Aussage eines
umfangreichen Berichts zur Entwicklung der Nitratbelastung im Grundwasser des
Saarlandes, den das Landesamt für Umweltschutz jetzt vorgelegt hat.
Umwelt-Staatssekretär Rainer Grün und die Leiterin des Landesamtes für
Umweltschutz (LfU), Helga May-Didion, stellten den Bericht heute im
Rahmen einer Fachveranstaltung vor.

Der Bericht wertet die Entwicklung des Nitratgehaltes im Grundwasser für den
Zeitraum von 1980 bis 2000 aus und stellt sie für den Bereich der Landesfläche des
Saarlandes dar. Ziel der Untersuchung war es, den Einfluss verschiedener Faktoren
(Geologie des Umfelds, landwirtschaftliche Nutzung) auf die
Grundwasserkonzentration und den Entwicklungstrend des Nitrats näher zu
beleuchten.

Der beträchtliche Nitratanstieg der 70er Jahre ist für den Beobachtungszeitraum in
der damals beobachteten Größenordnung nicht mehr nachzuweisen. Die
durchschnittlichen Nitratkonzentrationen haben sich vielmehr stabilisiert und
liegen heute auf dem Niveau der frühen 80er Jahre.

Über das Messnetz des Landesamtes für Umweltschutz gemittelt ergibt sich eine
durchschnittliche Nitratkonzentration von ca. 14 Milligramm Nitrat pro Liter. 'Im
Saarland stellt sich damit die Grundwassersituation insgesamt günstiger dar als in
Ländern mit intensiver Landwirtschaft', so Staatssekretär Grün. 'Der Bericht zeigt
daher auch, dass wir mit unserem Programm ,Saarländische Agrarumweltmaßnahmen
(SAUM)‘ auf dem richtigen Weg sind.' Aus SAUM werden Maßnahmen wie extensive
Grünlandbewirtschaftung oder ökologischer Landbau gefördert, die über das
gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft hinaus
gehen.

Bezogen auf das Messnetz lässt sich ein einheitlicher Trend der
Nitratkonzentrationen für das Saarland im Zeitraum von 1980 – 2000 nicht
nachweisen. Vergleicht man die individuellen Trends der einzelnen Messstellen, so
sind diese in etwa normal verteilt, das heißt, Zu- und Abnahme der Nitratgehalte
bewegen sich im Rahmen der Messgenauigkeit in der gleichen Größenordnung.

Betrachtet man die geologischen Formationen des Untergrunds an den einzelnen
Messstellen, so ergibt sich erwartungsgemäß eine deutliche Abhängigkeit des
Nitratgehalts im Grundwasser von der Geologie des Einzugsbereichs. Im
Buntsandstein, dem wichtigsten für die Trinkwasserversorgung genutzten
Grundwasserleiter des Saarlandes (im Bereich des St. Ingbert-Kirkeler Waldgebietes
sowie Homburg) finden sich neben dem Quartär ('Bereiche der Flussauen') auch die
höchsten durchschnittlichen Nitratgehalte (ca. 19 mg/l). Demgegenüber sind die
Gehalte im (nicht zur Trinkwassergewinnung geeigneten) Karbon (ca. 16 mg/l) und im
Muschelkalk (ca. 5 mg/l) signifikant niedriger.

Ein Schwerpunkt der Untersuchung bestand darin, den Einfluss der
landwirtschaftlichen Nutzung auf den Nitratgehalt des Grundwassers zu überprüfen.
Der durchschnittliche Nitratgehalt im Einflussbereich von landwirtschaftlich
genutzten Flächen ist gegenüber nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen
deutlich erhöht (ca. 23 mg/l gegenüber 19 mg/l). Bezogen auf die
landwirtschaftlich genutzten Flächen fand innerhalb des Berichtszeitraums mit
hoher Wahrscheinlichkeit ein weiterer Anstieg statt. Die mittlere Zunahme lag mit
einer Größenordnung von ca. 0,1 mg Nitrat/l bezogen auf ein Jahr allerdings auf
niedrigem Niveau.

Nach Art der landwirtschaftlichen Nutzung und der geologischen Formation des
Untergrunds sind erhebliche Unterschiede im Nitratgehalt des Grundwassers zu
beobachten.

So beträgt der mittlere Nitratgehalt im Grundwasser unter Ackerflächen im
Buntsandstein etwas mehr als 29 mg/l, hingegen unter Gründlandnutzung nur knapp 18
mg/l. Unter Flächen im Einzugsbereich der Messstellen mit
Acker-Grünland-Mischnutzung findet man eine mittlere Konzentration von 23 mg
Nitrat/l. Bei einer forstwirtschaftlichen Nutzung liegen die Konzentrationen
dagegen nur in einer Größenordnung von 12 mg/l. Im Karbon lässt sich eine
derartige Korrelation zwischen landwirtschaftlicher Nutzung als Acker- bzw.
Grünland nicht nachweisen. Die Grundwasserkonzentrationen liegen in der
Größenordnung von 20 mg Nitrat/l. Im Unterschied dazu reduziert sich unter
forstwirtschaftlich genutzten Flächen der Nitratgehalt im Karbon auf ca. 3 mg/l.

Mit der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung im Einzugsbereich der
Messstellen steigt der Nitratgehalt des Grundwassers erwartungsgemäß an. So liegen
die Nitratkonzentrationen bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung in der
Größenordnung von 36 mg/l. Unter mit geringer Intensität landwirtschaftlich
genutzten Flächen findet man dagegen beträchtlich niedrigere Konzentrationen (ca.
12 mg/l).

Zu Beginn der siebziger Jahre wurde sichtbar, dass anthropogene Eingriffe in
zunehmendem Maße in naturnahen und natürlichen Systemen gravierende Veränderungen
hervorrufen können. Die natürliche Regenerationsfähigkeit der Systeme Boden, Luft
und Wasser kann durch intensive Nutzung überfordert werden, so dass lang
anhaltende und irreversible Schädigungen auftreten. In Bezug auf die Versorgung
mit Trinkwasser wurde damals Nitrat als besonders problematisch erkannt, weil in
sehr kurzer Zeit ein teilweise dramatischer Anstieg im Grundwasser (im Extremfall
bis zu 8 mg Nitrat/l und mehr innerhalb eines Jahres) beobachtet wurde.

Das Saarland ist in der glücklichen Situation, dass der gesamte Trinkwasserbedarf
der knapp 1,1 Millionen Saarländerinnen und Saarländer aus Grundwasser, also
Brunnen und Quellen, gedeckt werden kann. Eine aufwändige Aufarbeitung von weniger
hochwertigem Rohwasser aus Gewässern, wie etwa entlang des Rheins, ist also in der
Regel nicht erforderlich.

Dies unterstreicht die Bedeutung, die der Vorsorge zukommt, den nachhaltigen
Nutzen dieser Ressource zu sichern. Die Trinkwasserverordnung sieht einen
Grenzwert von 50 mg Nitrat/l vor. Das Landesamt für Umweltschutz hat ein
Grundwassergütemessnetzes eingerichtet, da u. a. die Nitratkonzentrationen im
Grundwasser untersucht.

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