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@grar.de Aktuell - 12.12.2001

Diskurs zur Grünen Gentechnik


Berlin (agrar.de) - Bundesverbraucherministerin Renate Künast lädt heute zur
ersten Runde des Diskurses zur 'Grünen' Gentechnik mit verschiedenen
Interessengruppen nach Berlin ein.

In diesem Diskurs soll es darum gehen, die gesellschaftliche Erörterung um Chancen
und Risiken der grünen Gentechnik aufzunehmen und die weiteren politischen
Schritte vorzubereiten. Die Federführung für die 'Grüne' Gentechnik obliegt dem
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
(BMVEL).

Strittig scheint vor allem, ob das vor einem Jahr vereinbarte Versuchs- und
Anbauprogramm wieder aufgelegt wird. Anders als im Herbst, als alle Seiten den
Vorschlag eines Anbau- und Versuchsprogramms - wenn auch aus unterschiedlicher
Perspektive - begrüßten, birgt der Umgang mit der Grünen Gentechnik Zündstoff für
die rot-grüne Koalition.

Ergebnissoffener Dialog?

Das Künast-Ministerium denkt offenbar in erster Linie an einen ergebnissoffenen
Dialog über die Grüne Gentechnik, an dem nicht nur die Industrie, sondern auch
verschiedenste gesellschaftlichen Akteure wie Bauern-, Umwelt- und
Verbraucherverbände sowie auch Kirchen, Gewerkschaften, Wirtschaft und die
Wissenschaften beteiligt werden sollen.
Umweltminister Trittin will keinen Versuchsanbau und keine Freisetzung
gentechnisch veränderter Pflanzen im Rahmen eines Untersuchungsprogramms,
zumindest nicht, bis die neue EU-Verordnung zu gentechnisch veränderten Futter-
und Lebensmitteln in Kraft ist.

Die SPD hingegen drängt auf einen Versuchsanbau. Der Parteitag im November stimmte
zu, dass 'die Bundesregierung in Abstimmung mit der Wirtschaft ein sorgfältig
ausgearbeitete Forschungs- und Begleitprogramm zum großflächigen Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen auf den Weg bringt. Selbst die Industrie zögert,
einem kontrolliertem Anbau im Rahmen des Untersuchungsprogramm zuzustimmen, ohne
dass zuvor die Frage zulässiger 'Verunreinigungen' von gentechnisch veränderten
Pflanzen in konventionellem Saat- und Erntegut geregelt ist.

DIB: Diskutiert wurde lange genug

Praktische Anbauerfahrungen statt Diskussionen fordert Dr. Dieter Wißler,
Vorsitzender der Deutschen
Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) von Ministerin Künast.

Seit vielen Jahren beteiligten sich Unternehmen aktiv an der öffentlichen
Gentechnik-Diskussion. Das werde auch weiterhin so bleiben. 'Was wir brauchen, um
in der Debatte weiterzukommen, sind praxisorientierte Fakten für eine neue
Qualität der öffentlichen Diskussion zum Thema Grüne Gentechnik', so Wißler. Ziel
sollte es sein, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen durch einen
transparenten Monitoringprozess, ein öffentliches Forschungsprogramm und einen
Kommunikationsprozess zu begleiten.

Der vorgeschlagene 'Diskurs zur Grünen Gentechnik' knüpfe nicht an die damalige
Bundeskanzlerinitiative an. Nach Einschätzung von Wißler verabschiedet er sich
vielmehr von dem ursprünglichen Ansatz. Den Diskurs als reines Diskussionsprojekt
zu betreiben, bringt keinen Fortschritt. Nach Zehntausenden von Freilandversuchen
über einen
Zeitraum von mehr als 15 Jahren, nach sechs Jahren umfangreicher Anbauerfahrung
mit positiven Ergebnissen auch in anderen Teilen der Welt sowie einer breiten
öffentlichen Debatte könnten Chancen und Risiken der Pflanzenbiotechnologie nicht
nur theoretisch diskutiert werden - neue Argumente gebe es nicht.

Wißler: 'Nur auf dem Wege eines praktischen Vergleichs kann es gelingen, die
Innovationspotenziale der Bio- und Gentechnik systematisch weiterzuentwickeln'.
Nur die Ergebnisse eines praktischen Anbaus liefern nach seiner Ansicht
zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Alles andere heißt Blockade, Verhinderung einer
wirklichen Wahlfreiheit des Verbrauchers und Verzicht auf die
Pflanzenbiotechnologie als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige
Landwirtschaft.

Ein wesentliches Thema in dem Diskurs sollte die Frage des Innovationsklimas für
den Bereich der Biotechnologie in Deutschland und der EU sein. Hierzu gehörten die
Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Europäischen Union und der EU in einer globalen
Ökonomie. Wirtschaft und Verbraucher benötigen klare gesetzliche
Rahmenbedingungen, die sowohl die verantwortungsvolle Anwendung der
Pflanzenbiotechnologie als auch die Wahlfreiheit des Verbrauchers sicherstellen.

Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie vertritt die Interessen von
Unternehmen, die mit biotechnologischen Methoden arbeiten. Zurzeit sind über 180
Firmen Mitglied der DIB. Darüber hinaus tragen zahlreiche Verbände die DIB - zu
ihnen gehört der Industrieverband Agrar (IVA).

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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