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@grar.de Aktuell - 11.12.2001

Illert: Viehbesatz ist Voraussetzung für nachhaltige Landwirtschaft


Erfurt/Berlin (agrar.de) - 'Seit 1990 haben sich in Thüringen die Rinder- und
Schafbestände halbiert, und von den ehemals fast 1,8 Mio. Schweinen werden heute
nur noch rund 40 Prozent gehalten. Ein Ende dieser Entwicklung ist leider nicht
abzusehen.' Das erklärte Stephan Illert, Staatssekretär im Thüringer Ministerium
für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU), heute anlässlich
einer Tagung des Deutschen Bauernverbandes in Berlin. 'Ich halte diesen
dramatischen Rückgang der Tierbestände für besonders alarmierend vor dem
Hintergrund, dass es gerade die Tierhaltung ist, die zur Erhaltung des
Beschäftigungspotentials in der Landwirtschaft, aber auch für die Sicherung der
Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereichen wichtig ist.' Gleichzeitig
werde insbesondere über die tierische Veredlung ein großer Teil der Wertschöpfung
in der Landwirtschaft erbracht.

Auch die Landwirtschaftsbetriebe sind Wirtschaftsunternehmen. Sie müssen die
Produktionsfaktoren entlohnen und Liquidität, Rentabilität und Stabilität sichern.
Letztlich lebt ein Landwirtschaftsbetrieb, egal ob konventionell oder ökologisch,
davon, Gewinn zu erwirtschaften, daraus Eigenkapital zu bilden, zu investieren und
ein ausreichendes Einkommen zu sichern. Wenn die Verbesserung des Tierschutzes zur
Verteuerung der Produktion führt, muss dem eine Kompensation durch Senkung der
Kosten oder durch steigende Erlöse gegenüber stehen.

Die Strategie der Bundesregierung hierzu besteht derzeit darin, staatliche
Beihilfen auszureichen. Diese Zuschüsse für Investitionen in besonders
tiergerechte Haltungsverfahren sollen die Kosten des Anlagevermögens reduzieren.
Da dies allein aber keinen ausreichenden Effekt haben wird, sollen diese
Haltungsverfahren gleichzeitig über die Agrarumweltmaßnahmen mit jährlichen
Zuschüssen zu den laufenden Kosten unterstützt werden. Bezüglich der Frage, ob die
Honorierung eines verbesserten Tierschutzes über den Markt erfolgen kann, besteht
dagegen noch sehr viel Unklarheit. Hier bedarf es besonderer Marketingstrategien.
'Jedoch ist zur Zeit nicht erkennbar, wie neben den neuen Siegeln 'Bio' und 'QS'
zusätzlich auch noch der Aspekt des Tierschutzes kommuniziert werden kann. Nach
den Erfahrungen der letzten Monate wird dieser allzu oft nur mit dem ökologischen
Landbau in Zusammenhang gebracht. Damit wird den konventionellen Betrieben die
Chance genommen, Anstrengungen im Tierschutz transparent zu machen und
entsprechend am Markt in Erfolg umzumünzen', so der Staatssekretär.

Der jetzt eingeschlagene Weg über die staatlichen Beihilfen kann nur eine
Übergangslösung sein. Neben allen positiven Effekten für den Tierschutz sollte
nicht verkannt werden, dass diese Beihilfen die Landwirte noch weiter in die
Abhängigkeit des Staates und der Politik drängen. Illert: 'Daher sage ich: Aus
volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein höherer Tierschutz langfristig
nur bei einer entsprechenden Honorierung am Markt durchsetzbar.'

Es nützt dem Anliegen nicht, wenn die Landwirte auf einem hohen Niveau im Bereich
des Umwelt-, Natur- und Tierschutzes ihre Produkte mit einem erhöhten Kostenfaktor
auf dem Markt anbieten und in der Folge Absatzprobleme haben, gleichzeitig dagegen
bei den oft billigeren Importen keiner danach fragt, wie und mit welchen Mitteln
sie produziert werden.

Links zum Bundesland Thüringen.

 


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