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@grar.de Aktuell - 11.12.2001

DBV: 120.000 Unterschriften für Notprogramm


Berlin (agrar.de) - Die deutschen Landwirte fordern von Bundesministerin Renate
Künast endlich eine 'aktive Politik zur Beendigung der Misere auf dem
Rindfleischmarkt'. Es sei nicht mehr nachzuvollziehen, dass die Bundesregierung
bisher den durch die BSE-Krise in erhebliche Not geratenen deutschen Rinderhaltern
ein ähnliches Hilfs- und Liquiditätsprogramm verweigert, das EU-Länder wie
Frankreich und Irland zur Existenzsicherung aufgelegt haben. Dies betonte der
Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, bei der
Übergabe eines offenen Briefes mit 120.000 Unterschriften an Bundesministerin
Renate Künast in Berlin, in dem Bullen- und Rindermäster, Kalbfleischerzeuger und
Mutterkuhhalter auf ihre bedrohliche Situation aufmerksam machen. Das monatliche
Bruttoeinkommen eines spezialisierten Rinderhalters liegt durch die BSE-Krise nur
noch bei 1.130 DM. An einem kostendeckenden Erlös fehlen dem Rinderhalter pro
Schlachtrind 350 bis 450 DM.

Hinter jeder Unterschrift der bundesweiten Aktion ständen ganz persönliche
Schicksale, Betriebsleiter, Mitarbeiter und Familienangehörige bangten um ihre
Zukunft. 'Die spezialisierten Rindfleischerzeuger sind die eigentlichen Verlierer
der BSE-Krise', erklärte Sonnleitner. Sie hätten wie der gesamte Berufsstand die
Maßnahmen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie BSE-Tests, Herausnahme des
Risikomaterials und das totale Tiermehlverbot voll mitgetragen. Trotzdem seien die
Erzeugererlöse 'im Keller geblieben'. Es sei einfach nicht hinnehmbar, so
Sonnleitner, dass die Bullenmäster und Kalbfleischerzeuger alle Wünsche der
Verbraucher nach entsprechenden Qualitäten erfüllen und jetzt vor dem
wirtschaftlichen Aus stehen.

Sonnleitner forderte Ministerin Künast auf, sich endlich mit den Bundesländern auf
eine dauerhafte Finanzregelung für ein totales Tiermehlverbot zu verständigen.
Auch sei unzumutbar, dass die Rindfleischerzeuger die BSE-Test-Kosten alleine
finanzieren müssten. Ministerin Künast müsse alle Möglichkeiten zur direkten
Entlastung der Rindfleischerzeuger über Prämienzahlungen, steuerliche Entlastungen
oder eine entsprechende Gestaltung der Modulation nutzen. Es sei kontraproduktiv,
ausgerechnet in der jetzigen Zeit die Rinderprämie auch noch mit einer
90-Tier-Grenze kürzen zu wollen.

In einer Solidariätsadresse erklärte die Präsidentin des Deutschen
Landfrauenverbandes
, Erika Lenz, dass die Rindfleischerzeuger in Deutschland
die BSE-Krise zu Unrecht bezahlen würden. Die Familien fürchteten um ihre
Existenz. Die Landfrauenpräsidentin forderte die Ministerin auf, die
Rindfleischerzeuger und -mäster 'in der gegenwärtigen Durststrecke zu
unterstützen'. Sie erwarte, dass Ministern Künast auf nationaler Ebene ein
Notprogramm durchsetzen werde. Rinderhaltende Betriebe benötigten endlich wieder
eine Perspektive.

Landwirt Heinrich von Bassewitz, Mitglied der Öko-Rindfleischerzeuger aus
Biopark, Mecklenburg-Vorpommern, betonte, dass sowohl die ökologisch wie
konventionell wirtschaftenden Bauern von der Rindfleischmisere betroffen seien.
Der Kälberverkauf sei um 40 Prozent bei männlichen und um 80 Prozent bei den
weiblichen Kälbern zurückgegangen. Die Preise seien um 30 Prozent gefallen. Die
Preise für Ochsen und Färsen aus der Weidemast, die über 24 Monate alt seien,
seien um 20 Prozent gefallen und wurden durch Entsorgungs- und BSE-Kosten
zusätzlich belastet werden.

Da Rindfleisch fast nicht mehr verarbeitet werde, muss das Verarbeitungsfleisch
(incl. Kuhfleisch) zu Schleuderpreisen verkauft werden, was zusammen mit dem
BSE-Test und den Entsorgungskosten dazu führt, dass Fleisch im Laden relativ teuer
sei und beim Produzenten unterhalb der Gestehungskosten gekauft wird. Wenn nicht
geholfen werde, würden die Rinder von Deutschlands Weiden verschwinden, erklärte
von Bassewitz.

Information: Deutscher Bauernverband (DBV), Pressestelle, Reinhardtstraße
18, 10117 Berlin, Tel.: 030-31904-239, Fax: 030-31904-431, E-Mail.

Links zum Thema Markt-Info,
Links zum Thema BSE.

 


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