Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 05.12.2001

DBV: Stimmung schlechter als wirtschaftliche Lage der Bauern

Verunsicherung lässt Investitionen einbrechen


Bonn (agrar.de) - Auf einer Pressekonferenz in Bonn hat der Präsident des
Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, unmittelbar nach der
Präsidiumssitzung heute den DBV-Situationsbericht 2002 vorgestellt. Der
Situationsbericht gibt einen Überblick über die Ergebnisse des abgelaufenen
Wirtschaftsjahres, das am 30. Juni 2001 endete.

'In der Aussprache mit unseren Landesbauernverbandspräsidenten wurde deutlich, so
Sonnleitner, 'dass die Stimmungslage in unseren Betrieben und Dörfern weitaus
schlechter ist, als es die Zahlen der Buchführungsabschlüsse widerspiegeln.' Trotz
eines Einkommenszuwachses ist die Bereitschaft der Bauern, in ihre Betriebe zu
investieren, selbst bei guten Betrieben so niedrig wie noch nie. Durch die
Agrarwende sind die Bauern stark verunsichert und halten
Investitionsentscheidungen zurück, weil sie an ihren Perspektiven am Agrarstandort
Deutschland zweifeln. Frust und Ärger machen sich auf den Höfen breit.

Basierend auf 21.500 ausgewerteten Buchführungsabschlüssen sind die
Unternehmensergebnisse (einschließlich Personalaufwand) bezogen auf eine
Vollarbeitskraft bei den Agrargenossenschaften um 6 Prozent, bei den
Personengesellschaften um 15 Prozent und bei den Haupterwerbsbetrieben um 18
Prozent gestiegen. Möglich gemacht hat dies die günstige Marktentwicklung bei
Schweine-, Geflügelfleisch und Eiern, bei Milch und teilweise im Ackerbau. Für das
laufende Wirtschaftsjahr erwartet Sonnleitner, dass die positiven
Unternehmensergebnisse nicht zu halten sein werden. 'Dafür sprechen die
rückläufigen Erzeugerpreise bei Schweinen und Geflügel und die anhaltend
schwierige Situation bei Obst, Gemüse und Rindfleisch.' Bei den spezialisierten
Rindfleischerzeugern - ökologisch oder konventionell wirtschaftend - gab es
hingegen einen scharfen Einbruch der Unternehmensergebnisse. Im vergangenen
Wirtschaftsjahr verdiente ein spezialisierter Rindererzeuger ein monatliches
Bruttoeinkommen von 1.130 DM.

Die Bauern sehen in der Rückgewinnung des Verbrauchervertrauens für Lebensmittel,
speziell für Rindfleisch, eine große verantwortliche Aufgabe. Neben den
zahlreichen BSE-Schutzmaßnahmen wird dies mit dem Aufbau einer gläsernen
Produktion erreicht.

Dazu trägt einerseits das einheitliche staatliche Ökosiegel bei. Sonnleitner:
'Hier müssen wir allerdings mit großem Nachdruck für eine Verbesserung des
EU-Standards eintreten, auf den sich Ministerin Künast eingelassen hat.' Von
entscheidender Bedeutung für die landwirtschaftlichen Betriebe sei darüber hinaus
das vom Bauernverband initiierte QS-System - Qualität und Sicherheit. Es werde von
der Wirtschaft der gesamten Produktionskette getragen und solle die Transparenz in
der Nahrungsmittelerzeugung erhöhen. Beginnen werde das Qualitätssicherungssystem
mit Fleisch und Fleischwaren, andere Produkte wie Obst und Gemüse folgten. Als
weitere vertrauensbildende Maßnahme hat das DBV-Präsidium heute die vor kurzem
erstellte so genannte Positivliste für Futtermittel bewertet. In ihr werden die
Komponenten aufgeführt, aus denen in Zukunft Futtermittel hergestellt werden
dürfen. Diese führe zu weiterer Lebensmittelsicherheit und Qualitätsverbesserung.

Gegenüber den Journalisten erklärte Sonnleitner: 'Bauern und Bäuerinnen - vor
allem die junge Generation - sehen sich durch das, was mit 'Agrarwende'
umschrieben wird, zutiefst verletzt'. Tief getroffen seien sie durch den immer
wieder erhobenen Vorwurf, Umweltzerstörer, Tierquäler und hoch subventionierte
Störenfriede in der Außenhandelspolitik zu sein. Wie Tier-, Natur- und
Umweltschutzverbände auf dem Selbstwertgefühl der Bauern herumtrampelten, geht auf
keine Kuhhaut'.

Heftig kritisierte der DBV-Präsident den Hang des
Bundeslandwirtschaftsministeriums, europäische Vorschriften im nationalen
Alleingang weiter zu verschärfen. Natürlich könne man die Käfighaltung bei
Legehennen abschaffen. Aber dann müsse wenigstens dafür gesorgt werden, dass dies
im Gleichklang mit den wichtigsten Wettbewerbern geschehe. Ansonsten sei weder den
Tieren noch den Landwirten geholfen. Sowohl konventionelle wie ökologisch
ausgerichtete Betriebe seien von bürokratischen Umweltverträglichkeitsprüfungen
oder einem überzogenen Naturschutzgesetz gleichermaßen betroffen.

Der komplette Bericht ist von der Internet-Seite des Bauernverbandes
abrufbar.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de