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@grar.de Aktuell - 16.11.2001

Landwirtschaftliche Produktionsverfahren: Differenzieren statt Pauschalieren


Bonn/Hannover (agrar.de) - Für eine differenzierte und rationale Betrachtung der
verschiedenen Produktionsverfahren in der Landwirtschaft plädierten Experten
anlässlich der Agritechnica in Hannover. Prof. Dr. Olaf Christen, Universität
Halle, Prof. Dr. Hans-Peter Piorr, FH Eberswalde und Prof. Alfons Janinhoff, FH
Bingen, sprachen sich auf dem Forum 'Nachhaltigkeit - ein Ziel, verschiedene
Wege?' gegen eine einseitige Förderung und Leitbildfunktion des ökologischen
Landbaus und damit gegen den Kurs der derzeitigen Regierung aus. Veranstalter der
vielbeachteten Diskussion war die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft
(FNL).

'Messbare Kriterien zur Beurteilung der Nachhaltigkeit werden in Zukunft eine
immer größere Bedeutung erhalten', prognostizierte Prof. Christen. Denn die
Nachhaltigkeit sei spätestens seit dem Umweltgipfel 1992 in Rio Leitbild für die
Entwicklungen in der Gesellschaft und insbesondere in der Landwirtschaft geworden.
Eine pauschale Einordnung konventioneller, integrierter oder ökologischer
Produktionsverfahren sei aber nicht möglich. 'Jedes Verfahren hat Vorzüge und
Nachteile. Eine umfassende Bewertung ist nur mit Hilfe verschiedener Indikatoren
möglich, die wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte abdecken. Damit
spielen auch ethische Fragen eine Rolle', so Prof. Christen. Er forderte die
Landwirtschaft eindringlich auf, die Kriterien mitzugestalten.

Für ihn bietet der gezielte Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmittel eine
wirkungsvolle Möglichkeit, die Effizienz des Einsatzes von Energie, Fläche oder
Wasser zu erhöhen.

Auch Prof. Piorr setzt auf die Weiterentwicklung von Umweltindikatoren. Nur so
könne den regional unterschiedlichen Standortbedingungen und den unterschiedlichen
Betriebstypen Rechnung getragen werden. Die in der Öffentlichkeit häufig
anzutreffende Vereinfachung 'Ökologisch ist nachhaltig, konventionell ist nicht
nachhaltig' könne er nicht nachvollziehen, auch wenn für ihn der ökologische
Landbau Vorzüge u.a. im Erosions- und Wasserschutz habe. Prof. Piorr weiter: 'Die
Landwirtschaft muss Entwicklungen auf den
internationalen Märkten im Auge behalten. Nachweislich umweltfreundlich erzeugte
Produkte stärken die Position.'

Nach Meinung von Prof. Janinhoff kommt der Integrierte Landbau dem Ziel der
Nachhaltigkeit bereits sehr nahe. Dafür spreche besonders die hohe Produktivität
bezogen auf den Betriebsmitteleinsatz. Als Beispiel führte er die
Stickstoffdüngung im Weizenanbau an. 'Vor 20 Jahren wurde mit 3 kg Stickstoff pro
100 kg erzeugtem Weizen gerechnet. Mit ausgefeilten integrierten Verfahren sind es
heute nur noch 2,1 kg.' Ökonomie und Ökologie schlössen sich nicht aus, sondern
bedingten einander. Prof. Janinhoff: 'Nur diejenigen Landwirte, die langfristig
ökonomisch wirtschaften, können auch ökologisch arbeiten.' Er appellierte an die
Politik, diese wichtigen Erkenntnisse nicht außer acht zu lassen. Aber auch die
Landwirtschaft müsse sich aktiv in den Meinungsbildungsprozess einschalten, in dem
sie einerseits ihre Produktion optimiere und andererseits ihre Erfolge in der
Öffentlichkeit, z.B. durch das Angebot zu
Betriebsbesichtigungen, kommuniziere.

Information: Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V., Dr. Jürgen
Fröhling, Matthias Wiedenau, Konstantinstraße 90, 53179 Bonn, Tel. 0228-9799334,
Fax: 0228-9799340, E-Mail.

 


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