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@grar.de Aktuell - 01.10.2001

Greenpeace liefert verunreinigten Mais in Bonn ab


Bonn/Hamburg (agrar.de) - Aus Protest gegen die fahrlässige Gentechnik-Politik von
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat Greenpeace heute morgen einen
Container mit gentechnisch verunreinigtem Mais vor ihrem Ministerium in
Bonn abgesetzt. Die Umweltschützer haben ein Feld bei Helvesiek in Niedersachsen
letzten Freitag teilweise abgeerntet und den Mais 'sichergestellt'. Das Feld sei
verunreinigt mit genmanipuliertem Mais der Firma Monsanto, der auf einer
Versuchsfläche mitten im Feld wuchs und sich ausbreitete. Nach Greenpeace-Angaben
ist der Mais in Europa nicht zugelassen.

Greenpeace macht Ministerin Schmidt und Monsanto verantwortlich für die
unkontrollierte Ausbreitung des Gen-Maises. Das Gesundheitsministerium und das ihm
unterstellte Robert-Koch-Institut genehmigten den Versuch. Sie hätten
nichts unternommen, um die Verwendung des verunreinigten Maises in Lebens- und
Futtermitteln zu verhindern.

'Es ist unglaublich, wie unverantwortlich das Ministerium mit dieser Gefahr
umgeht', sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. 'Die
Gen-Industrie gibt sogar offen zu, dass sie die unkontrollierte Ausbreitung ihrer
Gen-Saaten nicht verhindern will. Frau Schmidt muss jetzt einschreiten und sicher
stellen, dass der Mais unschädlich vernichtet wird. Sonst würde sie der
Gen-Industrie in die Hände spielen, die daran interessiert ist, dass keine
gentechnikfreie Ware mehr angebaut und geerntet werden kann. Sie will dem
Verbraucher die Gen-Nahrung aufzwingen - auch gegen seinen Willen.'

Eigentlich muss der genmanipulierte Versuchs-Mais in 100 Meter Abstand stehen zum
nächsten Maisfeld. Auf dem Feld in Niedersachsen sind es aber nur etwa 15 Meter.
Die Genehmigung des Robert-Koch-Instituts für das Versuchsfeld lässt einen
derartig geringen Abstand nur dann zu, wenn der Versuchsaufbau dies unbedingt
erfordert. Das sei - so Greepeace - aber offenbar nicht der Fall. Auf Nachfrage
von Greenpeace konnte der Leiter des Versuches bei Monsanto, Dr. Nobert Mülleder,
den zu geringen Sicherheitsabstand nicht genau begründen.

Greenpeace fordert die Gesundheitsministerin außerdem auf, die inzwischen über 600
Freisetzungsversuche in Deutschland zu überprüfen. 'Man muss der Öffentlichkeit
sagen können, wie häufig die Sicherheitsabstände von Versuchsfeldern
unterschritten werden', erklärt Then.

Greenpeace hält es für dringend notwendig, die aktuelle Diskussion um die Änderung
des deutschen Gentechnikgesetzes zu nutzen, um wirksame Maßnahmen gegen die
unkontrollierte Ausbreitung durchzusetzen. Die Öffentlichkeit müsse in die
Genehmigungsverfahren für Freisetzungen stärker einbezogen werden. Wenn eine
Auskreuzung nicht zu verhindern sei, müssten die Freilandversuche eingestellt
werden.

Außerdem fordert die Umweltschutzorganisation, die Zuständigkeiten neu zu ordnen:
dem Gesundheitsministerium und dem Robert-Koch-Institut sollte die Zuständigkeit
für Freisetzungen entzogen um sie dem Umweltministerium zu übertragen.

Information: Greenpeace, Rückfragen bitte an: Christoph Then, Tel.: 0171-8780832,
und Pressesprecher Michael Hopf, Tel.: 0171-8780835.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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