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@grar.de Aktuell - 21.09.2001

Beirat für Globale Umweltveränderungen: Dramatische Krise der Biosphäre


Berlin (agrar.de) - Als dramatische Krise der Biosphäre - des gesamten
menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebens auf der Erde - bezeichnen 12
unabhängige Professoren des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung für
Globale Umweltveränderungen (WGBU) die gegenwärtige Auslöschung der Gen-
und Artenvielfalt.

Den Erkenntnissen zufolge könne die Geschwindigkeit mit der derzeit die Gen- und
Artenvielfalt des Planeten vernichtet wird, die krisenhafte Entwicklung, bei der
vor 65 Millionen Jahren die Saurier ausstarben, noch übertreffen. Der Bericht über
'Welt im Wandel - Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre' wurde
dem Bundestag in Form einer Unterrichtung vorgelegt.

Die Wissenschaftler stellen fest, mit dem Verlust ungezählter Tier- und
Pflanzenarten würden genetische und psychologische Baupläne von großem Wert
verloren gehen. Betroffen sei nicht allein die wildlebende Fauna und Flora, auch
die genetischen Ressourcen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen aus jahrhundertealter
traditioneller Zucht und Bewirtschaftung, stünden auf dem Spiel.

Der feststellbare Gen- und Artenverlust wiege um so schwerer, als es sich um
irreversible, also unumkehrbare Vorgänge handele: Verlorenes bleibe verloren,
verpasste Chancen kämen nicht wieder. Hauptverursacher des Artensterbens sei der
Mensch, der Landschaften und Ökosysteme weltweit durch Raubbau an Wäldern, durch
landwirtschaftliche Nutzung und durch Besiedelung verändere. Ein weiterer
dramatischer Eingriff erfolge in den globalen Metabolismus der Biosphäre.

So werde etwa die Hälfte der weltweiten Protosyntheseleistungen der Pflanzenwelt
beeinflusst und die CO2 -Konzentration der Atmosphäre durch den
Zivillationsprozess bereits um ein Drittel erhöht.

Um die zunehmende Beeinträchtigung der natürlichen Lebensgrundlagen und damit des
menschlichen Wohlstandes und Wohlbefindens zu verlangsamen oder zu stoppen, hat
der Beirat fünf 'biologische Imperative' für die künftige Politikorientierung
formuliert.

Danach sollen Nutzungsbeschränkungen für Schutzgebiete überregionaler globaler
Bedeutung gesichert und Nachhaltigkeitsgrenzen vorhandener, intensiv genutzter
Land- und Forstwirtschaftsflächen nicht überschritten werden.

Zwei weitere Maßgaben gelten der Sicherung aktueller biologischer Ressourcen zur
Erhaltung von Biopotentialen für die Zukunft und der Sicherung von Zonen mit
genetisch besonders wertvollen Pflanzen sowie der biologischen Vielfalt der
natürliche Ökosysteme in tropischen Wäldern oder Korallenriffen.

Der vierte Imperativ gilt der Bewahrung des globalen Naturerbes durch ein Netzwerk
von Schutzgebieten für repräsentative Beispiele aller natürlicher Ökosystemtypen.
Dazu gehört laut Bericht auch der Schutz von Arten, die sonst keine
Überlebenschance hätten.

Mit der Erhaltung der Regelungsfunktionen der Biosphäre soll schließlich eine
'globale Leitplanke', die bereits für den Klimaschutz entwickelt worden sei, auf
die Biosphäre übertragen und angewendet werden. Die Wissenschaftler erklären, ein
weltweit effektives Schutzsystem sei finanzierbar und werde Kosten von jährlich 38
Milliarden DM verursachen.

So gelte es, die zwischenstaatliche Zusammenarbeit für biologische Vielfalt zu
intensivieren und vor allem Wissensdefizite auszuräumen. Der vielleicht wichtigste
Aspekt beim Thema Biosphäre sei ein eklatanter Wissensmangel. Nur ein kleiner Teil
der Arten sei bislang beschrieben, die Gesamtzahl der Arten weltweit bislang nicht
einmal der Größenordnung bekannt und damit der Verlust auf vielerlei Ebenen kaum
abzuschätzen.

Links zum Thema Biodiversität.

 


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