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@grar.de Aktuell - 20.09.2001

Über 1.800 Nutztier-Rassen weltweit vom Aussterben bedroht

National Geographic: Genetische Vielfalt akut gefährdet


Hamburg (agrar.de) - Weltweit ist nach den Schätzungen der
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) etwa ein Drittel
der 5.500 registrierten NutztierRassen vom Aussterben bedroht. In Deutschland
gelten allein 90 Rassen als schutzwürdig, so die Gesellschaft zur Erhaltung alter
und gefährdeter Haustierrassen (GEH) gegenüber dem National Geographic
Deutschland
. Für 2002 hat die GEH in Deutschland das Angler Rind als bedrohte
Rasse des Jahres benannt.

Die moderne Landwirtschaft verwendet wenige besonders leistungsstarke
Nutztier-Rassen. So verteilen sich beispielsweise 99 Prozent aller in Deutschland
gehaltenen Schweine auf nur vier Rassen. Bei Rindern sieht es nicht besser aus: 96
Prozent gehören ebenfalls zu lediglich vier Rassen und das, obwohl es in Europa
100 unterschiedliche Rinder-Rassen gibt. Eine Folge der industriellen
Landwirtschaft ist die massive Reduzierung der genetischen Vielfalt.

Mit zum Teil schweren Folgen: Die hochgezüchteten Tiere sind meist viel anfälliger
für Krankheiten und Stress. Antibiotika in großen Mengen sollen sie fit halten;
die Medikamente gefährden allerdings die Gesundheit des Menschen, weil
Krankheitskeime immer schneller resistent werden. Der Erhalt der alten Rassen, so
National Geographic Deutschland, ist daher keineswegs reine Liebhaberei. Ihre Gene
enthalten Eigenschaften, deren Einkreuzung die Hochleistungsrassen wieder robuster
machen können. Die alten Rassen sind überdies perfekt an spezifische Lebensräume
angepasst und können in Gegenden überleben, in denen Turbo-Tiere keine Chance
haben. Das sibirische Jakut-Rind beispielsweise kann Temperaturen bis minus 60°C
ertragen, eine interessante Eigenschaft angesichts des letzten Rekordwinters in
der Mongolei, bei dem tausende von Tieren erfroren sind. Darüber hinaus pflegen
und erhalten die alten Rassen heimische Naturlandschaften wie Salzwiesen oder
Almhänge.

In Deutschland haben sich die so genannten Arche-Höfe, ein Projekt der GEH, der
Erhaltung dieser Rassen angenommen. Inzwischen gibt es 76 Arche-Höfe, 30 stehen
kurz vor der Anerkennung. Zusammen halten sie 65 Nutztierrassen. Deren akute
Bedrohung veranschaulicht die Stückzahl: Vom Angler-Sattelschwein gab es im Sommer
2001 noch 50 Exemplare bundesweit, von den Schleswiger Kaltblütern existieren 200
und von den Walachenschafen 123 Stück. Und ganze drei Züchter halten noch
Bergische Landhühner. Die alten robusten Arten und ihren Genpool zu erhalten,
könnte in Zukunft aber erheblich an Bedeutung gewinnen, berichtet National
Geographic Deutschland, da beispielsweise der Klimawandel einen weltweiten
Austausch von Nutztier-Genen mit Eigenschaften wie Wärme- oder Kältetoleranz
erforderlich machen könnte. Die Rückzüchtung bereits ausgestorbener Rassen ist
allerdings unmöglich. Wohl lässt sich durch Kreuzungen ein ähnliches Aussehen
erzielen, die Gene jedoch sind ein für alle Mal verloren.

Links zum Thema Biodiversität,
Links zum Thema Seltene Rassen.

 


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