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@grar.de Aktuell - 19.09.2001

Gentechnikfreie Zonen für den Öko-Landbau?

Byrne und Fischler rufen zu politischer Verantwortung im Zusammenhang mit GVO auf


Alden Biesen (agrar.de) - Beim informellen Agrarrat in Alden Biesen/Belgien haben
EU-Kommissare Franz Fischler (Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Fischerei)
und David Byrne (Gesundheit und Verbraucherschutz) die politischen
Entscheidungsträger dazu aufgerufen, eine Führungsrolle in der Diskussion über
genetisch veränderte Organismen (GVO) zu übernehmen.

'Wie die hitzige öffentliche Diskussion in Europa zeigt, ist es äußerst wichtig,
auf die Sorgen und Bedenken unserer Gesellschaft einzugehen. Das hat die
Kommission getan, indem sie eine klare Etikettierung, das Prinzip der
Rückverfolgbarkeit und ein sicheres, wissenschaftlich begründetes
Zulassungsverfahren vorgeschlagen hat. Eine politische Führungsrolle bedeutet
meiner Ansicht nach nicht, populistische Einstellungen anzunehmen und Ängste
auszunutzen, um Stimmen zu gewinnen', so Fischler.

David Byrne fügte hinzu, dass ein hohes Schutzniveau, die Wahlmöglichkeit des
Verbrauchers und ein transparentes, einheitliches und effizientes
Zulassungsverfahren die wichtigsten Elemente zur Schaffung von sozialer Akzeptanz
und Vertrauen in die Biotechnologie in den Lebens- und Futtermittelsektoren
darstellen. 'Die Debatte über GVO hat die Gemüter oft mehr erhitzt als aufgeklärt.
Wir müssen als politisch Verantwortliche dafür sorgen, dass unseren Bürgern
objektive Tatsachen über die Biotechnologie vorgelegt werden und sie sich selbst
ein Urteil bilden können. Es hat zu viele falsche Behauptungen gegeben, die nicht
das wissenschaftlich gestützte Konzept der Lebensmittelsicherheit wiederspiegeln,
das ich befürworte. Ich rufe daher alle Seiten auf, eine rationale Diskussion zu
führen und einen ausgewogenen Ansatz zu wählen. Für die europäische Öffentlichkeit
ist Sicherheit die wichtigste Lebensmittelzutat. Kompromisse sind im Bereich der
Lebensmittelsicherheit keine Lösung. Das Grundprinzip der bestehenden und der
vorgeschlagenen Rechtsvorschriften der Kommission über GVO lautet, dass Lebens-
und Futtermittel keine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier und die
Umwelt darstellen und dies auch in Zukunft nicht darstellen dürfen.'

Fischler zufolge 'ist die Frage der GVO nicht nur für die Landwirte, die Industrie
oder die Wissenschaft von großer Bedeutung, sondern auch unter dem Gesichtspunkt
der Beschäftigung. Die Verbraucher sollten vor möglichen Risiken geschützt und die
Vor- und Nachteile der Biotechnologie offen diskutiert werden. Die EU sollte
pro-aktiv handeln und den Menschen auch erklären, welche Risiken mit einer
Ablehnung dieser Technologie verbunden sind. Auch die Vorteile der Biotechnologie
von der Bekämpfung von Hungersnöten durch dürreresistente Pflanzen bis hin zu
einer verantwortungsbewussten Anwendung in der Medizin sollten klar dargelegt
werden. Und hier gibt es zugegebenermaßen noch viel zu tun'.

Fischler hob darüber hinaus hervor, dass eine der Herausforderungen im
Zusammenhang mit GVO darin liegt, die Lebensfähigkeit der konventionellen und der
ökologischen Landwirtschaft zu erhalten. 'Ökologisch erzeugte Produkte müssen frei
von GMO bleiben. Wir müssen sicherstellen, dass diese Erzeugnisse nicht mit GVO
kontaminiert werden.'

Möglicherweise müssten zukünftig 'gentechnikfreie Zonen' eingerichtet weden, damit
ökologisch wirtschaftende Landwirte weiterhin 100 Prozent GVO-freie Produkte
anbieten können, so Fischler. Wissenschaftler hatten vor dem Treffen erklärt, dass
eine Streuung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bei einem
großflächigen Einsatz dieser Technologie nicht zu verhindern sei. Damit
Bio-Betriebe weiterhin selbst geringe GVO-Spuren in ihren Produkten vermeiden
können, müssten sie räumlich von der konventionellen Landwirtschaft mit
GVO-Einsatz getrennt werden.

Links zum Thema Bio-Landbau,
Links zum Thema Biotechnologie.

 


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