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@grar.de Aktuell - 11.09.2001

FAO: Bessere Versorgung mit Nahrung fördert Wirtschaftswachtum in Entwicklungsländern

Bericht zur Lage von Ernährung und Landwirtschaft 2001


Rom (agrar.de) - Eine bessere Versorgung mit Nahrungsmitteln wirkt sich positiv
auf das Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern aus. Darauf hat die Ernährungs-
und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrem
neuen 'Bericht zur Lage von Ernährung und Landwirtschaft 2001' (The State of Food
and Agriculture - SOFA) hingewiesen.

'Der Einfluss der Ernährung auf die Arbeitsproduktivität, Gesundheit und Bildung
trägt eindeutig zu einem höheren Wirtschaftswachstum bei', hiess es in dem
Bericht.

Wenn die Kalorieneinnahme pro Person und Tag auf durchschnittlich rund 2.700
Kilokalorien steige, könne das Bruttosozialprodukt eines armen Land pro Kopf
jährlich im Schnitt um rund einen Prozentpunkt schneller wachsen, so die FAO. Rund
2.700 Kilokalorien sind der nationale Durchschnitt an Nahrungsverfügbarkeit pro
Kopf, mit dem praktisch alle Einwohner eines Landes ihren Mindestbedarf decken
können.

'Hunger zu tolerieren ist nicht nur unmoralisch sondern auch kostspielig, weil
dadurch das Wirtschaftswachstum in den ärmsten Ländern spürbar gehemmt wird',
sagte Hartwig de Haen, Leiter der FAO-Hauptabteilung für Wirtschafts- und
Sozialpolitik und Beigeordneter Generaldirektor.

Im Zeitraum 1996/1998 waren nach FAO-Angaben weltweit 826 Millionen Menschen
unterernährt. Ihnen fehlten zwischen 100 und 400 Kilokalorien zusätzlich, um ihren
täglichen Energiebedarf zu decken. 'Unterernährung bedeutet, dass Menschen
physisch nicht voll einsatzfähig sind, bei unterernährten Kindern verlangsamt sich
das körperliche Wachstum.' Unterernährte seien zudem anfälliger für Krankheiten,
und unterernährte Kinder litten an Konzentrationsschwäche, so der FAO-Bericht.

Fünf Jahre nach dem Welternährungsgipfel von 1996 soll bei einem neuen Treffen der
Staats- und Regierungschefs im November in Italien (5.-9.11.) erneut auf das
Welthungerproblem aufmerksam gemacht werden. Es soll über konkrete Schritte zur
Halbierung der Zahl der Hungernden bis zum Jahre 2015 beraten werden.

Die mangelhafte Versorgung mit Mikronährstoffen ist nach Angaben der FAO
besorgniserregend. Rund 30 Prozent der Weltbevölkerung seien von der einen oder
anderen Art von Mangelernährung betroffen.

'Rund 740 Millionen Menschen leiden beispielsweise an Jodmangel. Dies
beeinträchtigt ihre geistige und körperliche Entwicklung. Rund 16 Millionen
Menschen sind wegen Jodmangels schwer geistig behindert, weitere 49,5 Millionen
Menschen haben Gehirnschäden'.

'Bei rund zwei Milliarden Menschen ist die Eisenversorgung mangelhaft, was zu
Blutarmut führt. Zwischen 100 und 140 Millionen Kinder leiden zudem an
Vitamin-A-Mangel.' Eine bessere Ernährung wirke sich über die Arbeitsproduktivität
direkt auf das Bruttosozialprodukt und indirekt auch auf eine höhere
Lebenserwartung der Menschen aus, hiess es in dem Bericht.

Die FAO rief dazu auf, in den Entwicklungsländern vor allem etwas gegen die
Unterernährung von Frauen und Kindern zu tun. Dies nütze den Familien und
zukünftigen Generationen.

Die FAO warnte davor, dass die HIV/AIDS-Epidemie in den ländlichen Gebieten der
Dritten Welt zunehmen werde und Hunger und Unterernährung dort weiter verschärfen
könne. Seit 1985 seien der Seuche in Afrika bereits sieben Millionen Arbeitskräfte
in der Landwirtschaft zum Opfer gefallen. In den kommenden 20 Jahren werde es
voraussichtlich weitere 16 Millionen Aidstote unter den landwirtschaftlichen
Arbeitskräften Afrikas geben. Einige Länder könnten bis zu einem Viertel der
Arbeitskräfte in der Landwirtschaft verlieren.

Die FAO machte in ihrem Bericht weiter auf die dramatische Ausbreitung von
Krankheiten bei Tieren und Pflanzen als Folge der Globalisierung aufmerksam.
Angesichts des zunehmenden internationalen Transports von Menschen und Gütern, der
Handelsliberalisierung und der Sorge um Lebensmittelsicherheit und Umwelt sei es
mehr denn je erforderlich, international zusammenzuarbeiten, um Tier- und
Pflanzenkrankheiten zu kontrollieren und einzudämmen.

Pflanzen- und Tierkrankheiten seien für den Getreideanbau und die Viehzucht eine
ständige Bedrohung und verursachten oft enorme wirtschaftliche Schäden. 'Der
steigende Handel mit frischen Früchten und Gemüse führt beispielsweise zu
Quarantäneproblemen angesichts eingeschleppter Pflanzenkrankheiten und
Schädlinge.'

In vielen Ländern gebe es einen Trend hin zu einer intensiveren und
kommerzielleren Erzeugung von Tierprodukten, so die FAO. Viehkrankheiten und
Infektionen könnten sich bei einer höheren Konzentration von Tieren leichter
ausbreiten.

Komme es zu Tier- und Pflanzenkrankheiten, verursachten die sinkende
Auslandsnachfrage und der Verlust an Exportmärkten oft höhere Schäden als der
eigentliche Produktionsausfall. In dem Bericht werden einige Studien zu den
wirtschaftlichen Folgen von Tier- und Planzenkrankheiten erörtert. Für die
Vereinigten Staaten wird beispielsweise, bezogen auf das gegenwärtige
Handelsvolumen, mit einem Produktions- und Handelsverlust in Höhe von rund 800
Millionen Dollar gerechnet, wenn die Mittelmeer-Fruchtfliege dort eingeschleppt
würde.

Es habe bei der Bekämpfung von Tier- und Pflanzenkrankheiten einen deutlichen
technologischen Fortschritt gegeben, betonte die FAO. Viele Länder
veröffentlichten zudem inzwischen Informationen über den Ausbruch von Viehseuchen
und Schädlingsbefall. Sie hätten ausserdem ihre Bekämpfungsprogramme harmonisert.

'Vielfach scheitert die Bekämpfung von Pflanzen- und Tierkrankheiten aber leider
immer noch daran, dass Länder nicht genügend zusammenarbeiten,' hiess es in dem
FAO-Bericht. Deshalb müsse die internationale Kooperation verbessert werden.
Entwicklungsländer müssten unterstüzt werden, 'da nicht alle Staaten in der Lage
sind, für die Vorsorge und Bekämpfung von Krankheiten zu bezahlen.'

State of Food and Agriculture 2000
Links zum Thema Agrarbericht und Statistik und Technische
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