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@grar.de Aktuell - 05.09.2001

Flüssiges Holz - Alternative zu Plastik


Pfinztal (agrar.de) - Annähernd 50 Millionen Tonnen Lignin fallen jährlich bei der
Zellstoff- und Papierherstellung als Reststoff an, in der Hightech-Holzforschung
ist es jedoch ein begehrter Rohstoff: Das Fraunhofer-Institut für Chemische
Technologie
hat ein Verfahren entwickelt, um Lignin zu verflüssigen. Dieses so
genannte 'flüssige Holz' kann sich in seinen Eigenschaften auch mit hochwertigen
Kunststoffen messen und eröffnet der Holzindustrie neue Märkte.

Durch das neue Verfahren, in dem Lignin bei weniger als 200° Celsius verflüssigt
wird, entsteht ein formbares Material, dem Pflanzenfasern wie zum Beispiel Hanf
beigemischt werden. Damit gewinnt das erkaltete Lignin eine Härte und Zähigkeit,
die mit der hochwertiger Kunststoffe vergleichbar ist. Die Masse lässt sich vor
dem Formen einfärben und anschließend, genauso wie Holz, schleifen, polieren und
lackieren.

Bislang ist Holz den meisten als Bau- und Werkstoff bekannt. Auch als
Energieträger setzt sich Holz langsam durch, ob in Form von Holzpellets im eigenen
Heim oder zur großtechnischen Stromgewinnung in Biomasse-Kraftwerken. Mit
flüssigem Holz eröffnet sich der Holz verarbeitenden Industrie nun ein völlig
neuer Anwendungsbereich. Vom Gehäuse der Armbanduhr bis hin zum Computermonitor:
Das neue Hightech-Material ermöglicht nahezu jede Form, und lässt sich sogar im
Baubereich anwenden, da es die entsprechenden physikalischen und
brandschutz-technischen Bedingungen erfüllt.

In puncto Preis überzeugt flüssiges Holz ebenfalls: Mit sechs bis zwölf Mark pro
Kilo kann es mit hochwertigen Kunststoffgranulaten auf Erdölbasis konkurrieren.
Flüssiges Holz könnte in Zukunft viele Plastikprodukte ersetzen. Dafür sprechen
insbesondere ökologische Gründe: Gegenstände aus flüssigem Holz enden nicht als
Sondermüll sondern können umweltfreundlich als Kompost entsorgt, oder in
Biomasse-Kraftwerken verstromt werden. Vor allem aber: Holz wächst immer wieder
nach, so dass der Rohstoff dauerhaft zur Verfügung steht. Gerade heimisches Holz
aus nachhaltiger Forstwirtschaft hat eine besonders positive Ökobilanz: Es wächst
gewissermaßen vor der eigenen Haustür und gelangt unmittelbar in Verarbeitung und
zum Verbraucher - ohne lange Wegstrecken mit Bahn, Schiff oder LKW zurücklegen zu
müssen. Unnötige CO2-Emissionen werden so vermieden. Erdöl muss dagegen mit hohem
finanziellem Aufwand und erheblichem Risiko für die Umwelt gewonnen und
transportiert werden.

Der Vorrat an fossilen Rohstoffen wie Erdöl ist in absehbarer Zeit erschöpft und
ihre Verwendung eine Belastung für das globale Klima. Moderne technische Methoden,
wie das Verfahren zur Herstellung von flüssigem Holz, liefern ein beeindruckendes
Beispiel für die Möglichkeiten, die in natürlichen Materialien schlummern.
Entwicklungen wie diese schonen Ressourcen, schützen unser Klima und geben nicht
zuletzt allen Industriezweigen neue Impulse.

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