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@grar.de Aktuell - 21.08.2001

Hamburg: Ökoanbau ausweiten - Vermarktung verbessern


Hamburg (agrar.de) - Ökoprodukte haben auf dem Hamburger Markt eine gute Chance,
die aber noch nicht ausreichend genutzt werden kann. Um das Marktpotential
auszunutzen, muss neben dem Ökoanbau auch die Produktverarbeitung bis hin zum
Verkauf an der Ladentheke gefördert werden. Dies geht über die jetzige Förderung
in Form von Umstellungsprämien auf ökologische Wirtschaftsweise hinaus. Der Aufbau
regionaler Absatz- und Verarbeitungsstrukturen muss genauso unterstützt werden,
wie eine Imageverbesserung der Ökoprodukte.

Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das die Umweltbehörde in Auftrag gegeben
hat. Drei Workshops unter Beteiligung von vielen Akteuren des ökologischen
Landbaus, darunter Bauern, Gärtner, Vermarkter, Verbraucherzentrale und
Handwerkskammer, haben zu dem Ergebnis beigetragen. Eine umfassende Unterstützung
in Form einer Ökokampagne müsste nach dem Gutachten auf drei Jahre ausgelegt
werden und würde rund fünf Millionen Mark kosten.

'Hamburg soll ein Paradies für Öko-Genießer werden. Ökoprodukte soll es an jeder
Ecke geben - einfach zu finden, in großer Auswahl und möglichst aus der Region',
sagte Umweltsenator Alexander Porschke bei der Vorstellung des Gutachtens.

Im Rahmen des Gutachtens wurden die Absatzmöglichkeiten und die Weiterverarbeitung
von Ökoprodukten analysiert. Auf Grundlage der Analyse wurden die Möglichkeiten
der Förderung des Ökoanbaus auf allen Ebenen ausgelotet und eine Offensive zur
Ausweitung des Absatzes entworfen. Die Ergebnisse sind: Analyse des Ökomarktes in
Hamburg In der Analyse werden die Stärken und Schwächen des heutigen Öko-Marktes
aufgezeigt:

- Das Potential, Ökoprodukte in Hamburg zu vermarkten, wird als gut eingeschätzt.
Allerdings ist die Bedeutung für den gesamten Lebensmittelmarkt bisher relativ
gering. In den Supermärkten werden nur wenig Ökoprodukte angeboten und meist
schlecht präsentiert. Eine fachliche Beratung ist in diesen Läden kaum zu finden.

- Ökoprodukte sind dem Verbraucher zwar weitgehend bekannt, jedoch ist das Wissen
über die Qualität dieser ebensmittel sowie darüber, wo sie bezogen werden können,
gering ausgeprägt. Bei vielen Verbrauchern haben die Ökoprodukte das Image: Sie
sind gesund, natürlich und ungespritzt aber auch nicht überall und jederzeit
erhältlich und teurer als herkömmliche Produkte. Aspekte wie Genuss, Wellness,
lecker, spielen keine Rolle.

- Ein Defizit sieht das Gutachten bei den Möglichkeiten der Weiterverarbeitung von
Ökoprodukten. In Hamburg und Umgebung fehlt ein größerer Schlachtbetrieb für
Ökofleisch. Gegenwärtig wird das Fleisch in Hausschlachtungen verarbeitet. Dies
ist für eine größere Produktion von Ökofleisch nicht ausreichend. Weiterhin gibt
es einen Mangel an Biomolkereien.

- Die Förderhöhe der Prämie für Landwirte und Gärtner, die ihren Betrieb auf
Ökoanbau umstellen, wird momentan als ausreichend betrachtet. Dieses
Förderinstrumentarium alleine reicht jedoch nicht aus, um eine
Umstellungsbereitschaft der Betriebe positiv zu beeinflussen. Die Zahl der
landwirtschaftlichen Betriebe ist tendenziell rückläufig; ebenso der Anteil der
landwirtschaftlich genutzten Fläche. Die Beratung von Landwirten und Gärtnern muss
verbessert und die Kommunikation zwischen Erzeuger und Handel gefördert werden.

- In Hamburg und Umland fehlt es an Fachkräften für die Erzeugung und Vermarktung
von Ökoprodukten. Im Lebensmittelhandel fehlt geschultes Personal zur geeigneten
Präsentation der Produkte und zur Beratung der Kunden.

- Kampagne für mehr Ökoanbau und besserer Absatz von Ökoprodukten

- Im Gutachten wird eine Ökokampagne aus unterschiedlichsten Maßnahmen
vorgeschlagen, mit der der Ökoanbau in Hamburg ausgeweitet und der Absatz von
Ökoprodukten erhöht werden soll. Den im Rahmen der Analyse dargestellten Schwächen
des Ökomarktes soll damit entgegengewirkt werden. Folgende Maßnahmen werden
vorgeschlagen:

- Mit einer breiten Angebotspalette an Produkten und einer besseren Präsentation
in den Läden ließen sich Ökoprodukte besser vermarkten. Die Produkte sollten in
Hofläden, Bioläden, aber auch in allen Supermärkten in möglichst zentraler Lage zu
finden sein. Naturkostläden gelten häufig als ideologisch belastet, überteuert
oder liegen nicht zentral. Hier könnte mit Unterstützung von Werbung, Gestaltung
und besserer Präsentation entgegengewirkt werden. Um die Regale im Einzelhandel zu
füllen wird die Einrichtung einer Marktbörse für den Handel im Internet
vorgeschlagen. Ökobetriebe könnten dort ihre Produkte anbieten und Händler hätten
schnell einen Überblick über aktuelle Angebote. Damit würde die Kommunikation
zwischen Erzeugern der Ökoprodukte und Händlern verbessert und der Einkauf für
Händler erleichtert werden. Das Netz der Fachgeschäfte, wie Bäckereien und
Fleischereien, die Ökoprodukte anbieten ist noch klein. Ökoberater an der
Handwerkskammer könnten Aufklärungsarbeit leisten und die Bereitschaft der
Fachbetriebe erhöhen, Ökoprodukte zu verarbeiten und anzubieten.

- Neben der Verbesserung der Angebote für den Konsumenten sollte das Image der
Produkte verbessert werden. Ein Informationsportal im Internet und ein Bioguide -
ein Buch mit Tipps, Infos und atschlägen rund um den Ökomarkt - sollte dem
Verbraucher den Ökomarkt transparenter machen. Eine breit angelegte Werbekampagne
nach dem Motto 'Lust auf Natur' könnte ergänzend die Kaufbereitschaft der
Verbraucher erhöhen.

- Weiterverarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen sollten ausgebaut werden.
Hervorzuheben ist die erforderliche Unterstützung der Erfassung und Verarbeitung
von Biomilch sowie die Einrichtung eines Schlachtbetriebes für Biofleisch.

- Um die Umstellungsbereitschaft konventionell arbeitender Landwirte und Gärtner
zu erhöhen, müsste das Beratungsangebot für Landwirte und Gärtner in Bezug auf
artgerechte Tierhaltung, Ackerbau und Grünlandwirtschaft ausgebaut werden.

- Um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken sollten Schulungshilfen für die
Qualifizierung des Personals des Lebensmitteleinzelhandels im Umgang mit
Ökoprodukten angeboten werden. Durch einen neuen Förderpreis, der monatlich für
die beste Verkaufsstelle für Ökoprodukte ausgelobt werden sollte, könnten die
Mitarbeiter zusätzlich motiviert werden.

Die Maßnahmenvorschläge sollten in weiteren Workshops unter Beteiligung möglichst
vieler Akteure diskutiert und auf eine breite Basis gestellt werden. Behörden,
Kammern, Verbände, Interessengruppen des Landbaus, Erzeuger, Verarbeiter und der
Handel müssten einbezogen werden. 'Der Anteil der ökologischen Landwirtschaft soll
in Hamburg in den nächsten zehn Jahren von sechs auf zwanzig Prozent steigen.
Dafür ist die Verarbeitung und Vermarktung der Produkte zu unterstützen. Das
Gutachten zeigt auf, wo der Hebel angesetzt werden muss. Gewinner wären nicht nur
die Landwirte und Gärtner, sondern auch die Verbraucher und die Umwelt', sagte der
Umweltsenator zum Abschluss.

In Hamburg bewirtschaften 300 Betriebe rd. 11.000 ha landwirtschaftliche
Nutzfläche, von denen sich der räumliche Schwerpunkt in den Vier- und Marschlanden
befindet. Die Landwirtschaftsbetriebe sind überwiegend als klassischer
Gemischtbetrieb organisiert, oftmals auch in Kombination mit gartenbaulichen
Aktivitäten.

Information: Pressestelle der Umweltbehörde, Brigitte Köhnlein, Ina Heidemann,
Tel.: 040-42845-3248/49, Fax: 040-42845-3284, E-Mail.

Links zum Thema Bio-Landbau,
Links zur Hansestadt Hamburg.

 


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