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@grar.de Aktuell - 01.06.2001

Wasserdampf ist Treibhausgas Nr. 1


Jülich (agrar.de) - Nicht Kohlendioxid ist entgegen der weit verbreiteten Meinung
das Treibhausgas Nummer eins in unserer Atmosphäre, sondern Wasserdampf. Um mehr
als 75 Prozent ist die Konzentration dieser Substanz in den oberen Luftschichten
in den letzten 45 Jahren angestiegen. Das fanden Wissenschaftler im Rahmen einer
Studie des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) heraus, die unter der Leitung von
Prof. Dieter Kley vom Forschungszentrum Jülich und Dr.James Russell von
der Hampton-Universität der USA stand.

Um 0,6 Grad hat sich die Erde im letzten Jahrhundert unter dem Einfluss des
Menschen erwärmt. Neben dem Treibhausgas Kohlendioxid liefert auch Wasserdampf
einen Beitrag zu dieser Erwärmung. Einen Temperaturanstieg um 1,4 bis 5,8 Grad
prognostizieren die Wissenschaftler der Klimakonferenz (IPCC) in ihrem jüngsten
Bericht für die nächsten 100 Jahre. Die Unsicherheit dieser Prognose beruht
größtenteils darauf, dass die Konzentration des Wasserdampfs in den oberen
Luftschichten nicht genau bekannt ist. Auch die Rolle der Wolken im Klimageschehen
ist nicht vollständig verstanden.

Schon seit Mitte der 40er Jahre versuchen Wissenschaftler, Wasserdampf möglichst
genau zu messen. Doch im Gegensatz zu Kohlendioxid ist dieses Treibhausgas nur
schwer zu fassen. Denn Wasser wird mit Wolken, Regen, Schnee oder Eis in großen
Mengen von einem Ort zum anderen transportiert, und zudem schwankt die
Konzentration vom Boden bis in 15 Kilometer Höhe um vier Größenordnungen. Erst
seit 1980 beobachten amerikanische Forscher Wasserdampf mittels Satelliten
kontinuierlich in der Stratosphäre. In diesen Luftschichten, in 12 bis 16
Kilometern Höhe, kommt das Gas nur in Spuren vor. Doch man weiß nicht genau, wie
sich die Konzentration in Zukunft entwickeln wird.

Erstmals wurden nun eine Vielzahl von Messergebnissen zusammengetragen und in
ihrer Gesamtheit von den Wissenschaftlern im Rahmen der Studie analysiert und
bewertet.

Um 75 Prozent hat die Konzentration des Wasserdampfs in den letzten 45 Jahren
weltweit in der Stratosphäre zugenommen. Die Folge sind deutliche
Klimaauswirkungen. Das zeigen die Ergebnisse der WCRP-Studie, an der 68
renommierte Wissenschaftler aus sieben Ländern arbeiteten.
Die Zunahme des Wasserdampfs von 1980 bis heute hat den durch die
Kohlendioxiderhöhung bedingten Temperaturanstieg nochmals um etwa die Hälfte
erhöht. Das errechneten Wissenschaftler der englischen Universität Reading anhand
eines Modells.

Je mehr sich die Erde erwärmt, desto mehr Wasser verdampft und erhöht in den
oberen Luftschichten wiederum den Treibhauseffekt - eine positive Rückkopplung. Zu
einem Teil ist für die Zunahme des Wasserdampfs Methan verantwortlich. Dieses
Spurengas, welches zum Beispiel aus Reisfeldern oder bei Fäulnisprozessen
freigesetzt wird, reagiert in der Stratosphäre zu Wasserdampf und Kohlendioxid.
Damit lässt sich jedoch nur die Hälfte des beobachteten Wasserdampfanstiegs
erklären. Die vollständigen Gründe für die Zunahme des stratosphärischen
Wasserdampfs im letzten halben Jahrhundert sind bisher nicht bekannt.

Würden Wasserdampf und Kohlendioxid jedoch gänzlich in der Atmosphäre fehlen, wäre
es kalt auf unserer Erde. Denn sie halten die langwellige Wärmestrahlung, die von
der Erdoberfläche kommt, zurück. Als natürlicher Treibhauseffekt wird dieser
Mechanismus bezeichnet, und er ist es, der das Leben auf der Erde erst möglich
macht. Ohne Wasserdampf und Kohlendioxid, die wie ein Mantel unseren Planeten
umgeben, läge die Erdtemperatur im Mittel bei minus 19 Grad.
Erst ein 'Zu viel' dieser Gase sorgt für eine Erhöhung des Treibhauseffektes und
damit zur gefürchteten langfristigen Temperaturänderung.

 


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