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@grar.de Aktuell - 30.05.2001

Greenpeace und Misereor: Keine Patente für Bio-Piraten


Berlin (agrar.de) - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und das
Hilfswerk Misereor gehen gemeinsam gegen ein umfassendes Mais-Patent des
Konzerns DuPont vor.

Der Chemiekonzern und weltweit größte Saatgutanbieter sichert sich mit dem Patent
ein Monopol, ohne dass die Herkunftsländer der Pflanze, wie z.B. Mexiko, um
Zustimmung gefragt wurden. Bevor die Einspruchsfrist am Europäischen Patentamt
(EPA) in München am 30. Mai 2001 endet, legten die beiden Organisationen
am Dienstag, den 29. Mai 2001 Einspruch ein gegen diesen Fall von Bio-Piraterie.

Das Patent EP 744888, das das EPA am 30. August 2000 erteilte, umfasst alle
Maispflanzen, die einen bestimmten Anteil Öl- und Ölsäure überschreiten. Es
handelt sich in diesem Fall nicht um eine gentechnische Manipulation, sondern um
den natürlichen Ölgehalt. DuPont hat mit dem Patent auch das Recht erhalten, über
die gesamte Produktkette einer der wichtigsten Nutzpflanzen der Erde zu bestimmen,
über Futter- und Lebensmittel, die den Mais enthalten, sowie deren Verwendung.

'Sollte das Patent in dieser Form aufrecht erhalten werden, ist dies ein Fall von
Bio-Piraterie', sagt Dr. Martin Bröckelmann-Simon, Misereor-Geschäftsführer.
'Bauern weltweit können dies durch Lizenzgebühren und den Verlust von
Vermarktungsrechten zu spüren bekommen. Ein solches Patent missachtet auch die
kulturelle Bedeutung von Mais in den Traditionen der lateinamerikanischen Völker.'

'Verkehrte Welt - bisher war das Kulturgut und Lebensmittel Mais allgemein
verfügbar. Jetzt gerät es durch ein Patent unter die Verfügungsgewalt eines
Konzerns", urteilt Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace. "Genauso
kann jemand behaupten, das Rad neu erfunden zu haben, und Rechte beanspruchen an
allen Fortbewegungsmitteln, vom Rollschuh bis zum Auto.'

Nach Recherchen von Greenpeace und Misereor werden Maissorten mit hohen Öl- und
Ölsäure-Anteilen, wie sie sich DuPont patentieren ließ, schon lange in Mittel- und
Südamerika kultiviert und genutzt. Dort spielen sie eine wichtige Rolle für die
Wirtschaft und die Ernährung der Bevölkerung. Somit beruht das Patent von DuPont
auf einer gezielten Ausnutzung der biologischen Vielfalt und kulturellen Leistung
anderer.

'Unser Einspruch kann zwar das Mais-Patent kippen', schätzt Behrens. 'Aber jetzt
kommt es darauf an, dass die Bundestagsabgeordneten Patente auf Leben
grundsätzlich verbieten.'

Dass eine Grundsatzentscheidung erforderlich ist belegt auch ein weiterer
aktueller Fall: sieben amerikanische und vier japanische Firmen bemühen sich
zurzeit um Patente auf die Pflanze Ashwagandha (withania somnifera). Sie enthält
biologisch aktive Substanzen mit sterolähnlichen Strukturen (Withanolide). Die
Ashwagandha oder Winterkirsche ist ein Nachtschattengewächs und stammt aus den
trockeneren Gebieten Indiens, Pakistans und Sri Lankas. Seine Wurzel wird in der
ayurvedischen Medizin als Adaptogen genutzt, ähnlich dem Ginseng in China.

Im Juni berät der Bundestag voraussichtlich über die Patent-Richtlinie der EU. Die
umstrittene Richtlinie ermöglicht u.a. die Patentierung von Pflanzen, Tieren und
Genen. Misereor und Greenpeace lehnen dies ab. Sie fordern Bundesregierung und
Bundestag auf, die Richtlinie in ihrer jetzigen Form nicht in deutsches Recht zu
übernehmen, sondern sich für Neuverhandlungen in Brüssel einzusetzen.

Links zum Thema Saatgut und Züchter.

 


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