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@grar.de Aktuell - 18.05.2001

Agrarreport Schleswig-Holstein: Rekordernten und glänzende Gewinne


Kiel (agrar.de) - 'Die Unternehmensgewinne der schleswig-holsteinischen
Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 1999/2000 sind die besten, die je in unserem
Land erzielt wurden. Die 19.700 Betriebe stellten mit einer Steigerung von 16
Prozent und einem durchschnittlichen Gewinn von rund 78.000 Mark gegenüber dem
Vorjahr ihre Spitzenstellung vergangener Jahre im Vergleich der alten Länder
wiederum unter Beweis Schleswig-Holstein liegt erneut deutlich über dem
Bundesdurchschnitt.' Das sagte die Ministerin für ländliche Räume, Landesplanung,
Landwirtschaft und Tourismus, Ingrid Franzen, bei der Vorstellung des
Agrarreports 2001 in Kiel. Da das landwirtschaftliche Buchführungsjahr vom 1. Juli
bis zum 30. Juni läuft, seien die Auswirkungen durch die BSE-Krise seit dem 24.
November 2000 noch nicht im Agrarreport 2001 enthalten, betonte Franzen.

Eine wesentliche Ursache für den betriebswirtschaftlichen Erfolg liege in den
hohen Ernteerträgen. Seit Jahrzehnten würden die Landwirte in Schleswig-Holstein
erheblich höhere Getreideerträge pro Hektar als ihre Kollegen im übrigen
Bundesgebiet erzielen. 'Bei Winterweizen, Wintergerste und Raps sind wir mit einem
Abstand von fast 30 Prozent gegenüber dem Bundesdurchschnitt Spitzenreiter unter
den Ländern. Eine neue Rekordernte wurde im vergangenen Wirtschaftsjahr beim
Winterweizen mit 97 Dezitonnen pro Hektar erreicht Zum dritten Mal wurde in den
90er Jahren die 90-Dezitonnen-Marke beim Weizen überschritten', sagte Franzen.

Die Ausgleichszahlungen an die schleswig-holsteinischen Landwirte hätten im
Durchschnitt rund 41.000 Mark pro Unternehmen betragen, das seien 7000 Mark mehr
als im Vergleich der alten Länder. Sie stellten 53 Prozent des Gewinns und etwa
ein Achtel des Umsatzes dar. Insgesamt seien die Ausgleichszahlungen um 1,8
Prozent auf 506 Millionen Mark gestiegen Der Raps- und Getreideanbau habe davon
mit 436 Millionen Mark am meisten profitiert Franzen: 'Alle finanziellen
Forderungen des Bauernverbandes müssen vor diesem Hintergrund betrachtet werden.'

Der ökologische Landbau habe im Vergleich zum Vorjahr mit einer bewirtschafteten
Fläche von 18.439 Hektar - einem Plus von 12,2 Prozent - deutlich zugelegt, sagte
die Landwirtschaftsministerin. Auch die Anzahl der Betriebe sei mit 4,6 Prozent
auf jetzt 319 gestiegen 'Allerdings liegt der Gesamtanteil ökologisch
bewirtschafteter Flächen und Betriebe mit 1,5 Prozent noch unter dem
Bundesdurchschnitt', sagte Franzen und betonte den Willen der Landesregierung, den
ökologischen Landbau nachfrageorientiert weiter zu entwickeln. Ziel sei die
Erschließung neuer Käufergruppen durch deutlich höhere Angebote ökologischer Waren
in den Supermärkten. 'Das erfordert gemeinsame Anstrengungen der Wirtschaft, der
Erzeuger, Verbände und der Politik', sagte die Ministerin.

Nahezu die Hälfte der Verkaufserlöse der Landwirtschaft, 45 Prozent, lieferten die
Fleisch- und Milchproduktion. Die Rinderproduktion mit 11.200 Rinderhaltern und
6.700 Milchviehaltern sei damit der wichtigste Zweig der Landwirtschaft in
Schleswig-Holstein Franzen: 'Durch vereinte Aufklärung der Verbraucherschützer und
der Landesregierung ist es uns seit dem 24. November gelungen, die Milch aus der
Krise herauszuhalten.' Der Erzeugerpreis für Milch sei in Schleswig-Holstein im
Jahr 2000 um rund 4,5 Pfennig oder 8,3 Prozent auf 59 Pfennig pro Kilogramm
gestiegen. Insgesamt habe die Milchwirtschaft des Landes Verkaufserlöse von etwa
1,5 Milliarden Mark erzielen können. Die Rinderpreise hätten sich in den
vergangenen Wochen vom BSE-Einbruch leicht erholt, von rund 5,10 Mark pro
Kilogramm Schlachtgewicht im Oktober 2000 und 3,30 Mark im Januar 2001 auf jetzt
3,80 Mark. 'Fest steht schon jetzt, dass Rindfleisch noch nie so sicher wie jetzt
war', sagte die Ministerin.

Auch die Preise für Schweine in den so genannten Veredelungsbetrieben (Umwandlung
von Getreide in Fleisch) seien um ein Drittel gestiegen, so dass der
Gewinneinbruch aus dem Vorjahr wett gemacht werden konnte Franzen: 'Das zeigt,
dass die Marktwirtschaft auch in der Landwirtschaft funktioniert, denn für
Schweinhaltungen gibt es kein Geld aus Brüssel, was allerdings auch zu
Massentierhaltung führen kann. Schleswig-Holstein ist davon jedoch nicht so stark
betroffen.' 77 Betriebe würden mehr als 1000 Schweine mästen, die
durchschnittliche Bestandsgröße liege bei 488 Schweinen

Franzen: 'Wir haben in Schleswig-Holstein einen großen Kern wettbewerbsfähiger
Betriebe, die kontinuierlich in die Zukunft investieren. Der Gewinn pro
Arbeitskraft im oberen Viertel liegt bei 101.000 Mark Unser Land hat den
Strukturwandel gut und schnell bewältigt, die durchschnittliche Betriebsgröße ist
mit 52 Hektar doppelt so groß wie im früheren Bundesgebiet Die Betriebe und vor
allem die jungen Landwirte wissen: Um sie herum gibt es mehr als 250 Millionen
Verbraucher im kaufkräftigsten Binnenmarkt der Welt. Sie wollen auch in Zukunft
aus Europa ernährt werden. Und zwar sicher, gesund, tierartgerecht und
umweltschonend.'

Der Präsident des Gartenbauverbandes Nord, Andreas Lohff, sagte zum diesjährigen
Schwerpunkt des Agrarreports, dem Gartenbau: 'Die in unserem Land erzeugten
Gartenbauprodukte waren noch nie so gesund und frei von Rückständen wie heute. Ein
zunehmender Anteil der Erzeugnisse von Obst und Gemüse wird nach den Regeln der
'Integrierten Produktion' erzeugt.'

Der Produktionsgartenbau mit den Fachsparten Zierpflanzenbau, Gemüsebau, Obstbau
und Baumschulen gehöre zu den intensivsten Formen der landwirtschaftlichen
Produktion, sagte Lohff. So seien im Gartenbau 13.250 Erwerbstätige beschäftigt
(zum Vergleich: 50.600 Erwerbstätige in der Landwirtschaft). Etwa 600
Auszubildende würden in 430 Ausbildungsbetrieben des Gartenbaus beschäftigt. Dies
entspreche einem Anteil von mehr als 50 Prozent der Auszubildenden in der
Landwirtschaft. Der Produktionswert des Gartenbaus betrage 796 Millionen Mark,
davon entfalle der größte Anteil auf den Baumschulbereich mit etwa 460 Millionen
Mark. Lohff: 'Damit erwirtschaftet der Gartenbau 25 Prozent des Produktionswertes
der pflanzlichen Erzeugung in der Landwirtschaft insgesamt.'

In der Fachsparte Gemüseanbau habe der Kohlanbau flächenmäßig die größte
Bedeutung. Nach wie vor sei Dithmarschen das größte Kohlanbaugebiet Deutschlands.
'Daneben gewinnen andere Gemüsearten wie Möhren, Bohnen, Blumenkohl und Spargel an
Bedeutung. Wir legen großen Wert auf die Qualität und Frische der Produkte und
vermarkten nach dem Motto: Aus der Region, für die Region', sagte der Präsident.

Der Obstanbau erzielt in 220 Betrieben ein Produktionswert von 140 Millionen Mark.
Der Apfel ist in Schleswig-Holstein mit 78 Prozent der gesamten Baumobstfläche
traditionell das wichtigste Baumobst. Nach der bereits überdurchschnittlichen
Ernte im vergangenen Jahr ist im Jahr 2000 mit 33,2 Tonnen pro Hektar eine
Rekordernte erzielt worden. Insgesamt wurden in Schleswig-Holstein 22.500 Tonnen
Äpfel geerntet. Damit liegt die Gesamterntemenge mit 59 Prozent über dem
Durchschnittsertrag der Jahre 1995 bis1999.

Lohff: 'Der Zierpflanzenbau erwirtschaftet mit 390 Betrieben einen Produktionswert
von etwa 115 Millionen Mark. Die Situation im Unterglasgartenbau ist belastet
durch die anhaltend hohen Energiepreise. Hier sind die Betriebe auf staatliche
Hilfe angewiesen, solange es nicht gelingt, auf europäischer Ebene für eine
Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen zu sorgen.'

Links zum Thema Agrarbericht und Statistik.
Links zum Bundesland Schleswig-Holstein.

 


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