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@grar.de Aktuell - 03.05.2001

Strom, Wärme und Kälte aus der Landwirtschaft


Düsseldorf (agrar.de) - Bio-Kraftwerke haben in Deutschland gute Marktchancen.
Allein von 1998 bis 2000 hat sich die Anzahl der Biogasanlagen auf 1.200
verdoppelt. Und mit dem im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgeschriebenen
Stromvergütungspreis von bis zu 20 Pfennig pro Kilowattstunde Strom (kWh) erhält
die Biogas-Branche weiteren Schwung. Dabei arbeiten viele Biogas-Anlagen noch
nicht optimal. Denn bei der Stromerzeugung in Blockheizkraftwerken wird der größte
Teil der Energie in Wärme umgewandelt. Auf der Internationalen Fachmesse für Ver-
und Entsorgung Envitec in Düsseldorf (14.-17. Mai) stellen die
Fraunhofer-Forscher ein neues integriertes Energieversorgungskonzept vor.

'Die meisten Biogas-Anlagen nutzen diese Abwärme nur unzureichend', so die
Erfahrung von Stephan Kabasci vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits-
und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen. Daher haben Forscher des
Fraunhofer-Instituts in einem vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen
Union geförderten Projekt ein neues, innovatives Konzept entwickelt. Hierbei wird
die im Blockheizkraftwerk erzeugte Abwärme zum Heizen sowie zum Betrieb einer
Kältemaschine genutzt. Ende Mai nimmt die für den Bauernhof Loick konzipierte
Anlage ihren Betrieb auf.

Neben der hofeigenen Biomasse wie Gülle, Grünschnitt und Maissilage werden in der
Anlage auch Lebensmittelabfälle eines Industriebetriebs zu Biogas vergärt.
Insgesamt fallen im Jahr 4.000 Kubikmeter Gülle, 4.500 Tonnen Reststoffe aus der
Lebensmittelindustrie sowie 2.000 Tonnen Maissilage an. Mit dem daraus gewonnenen
Biogas wird ein Blockheizkraftwerk betrieben, das etwa zwei Mio kWh Strom im Jahr
produziert - das entspricht dem Stromverbrauch von 500 Haushalten. Diesen Strom
speisen die Betreiber der Anlage in das öffentliche Netz ein.

Bei der Stromerzeugung fällt aber auch eine Wärmemenge von drei Mio kWh pro Jahr
an. 'Diese Abwärme nutzen wir zum Beheizen der Ställe, des Wohnhauses, der
Büroräume und eines Industrieunternehmens', berichtet Kabasci. Zudem wird mit der
Wärme eine thermische Kälteanlage betrieben, die ähnlich wie die Kühlschränke in
Campingwagen aus Abwärme Kälte erzeugt. So können im Sommer die Wohn- und
Büroräume sowie Stallungen klimatisiert werden. 'Dank des ausgeklügelten Konzepts
werden etwa drei Viertel der anfallenden Wärmeenergie genutzt', erläutert der
Fraunhofer-Ingenieur.

Auch der Gärrückstand wird weiterverwendet. Er dient als flüssiger Dünger in der
Landwirtschaft. So bringt die integrierte Energieversorgung sowohl wirtschaftliche
als auch ökologische Vorteile: Sie spart Heizkosten, erzeugt preisgünstige Kälte
aus Abwärme, liefert Strom, verringert die Emission von Treibhausgasen, reduziert
Nitratauswaschungen ins Grundwasser und schließt den Kreislauf von Nährstoffen aus
organischen Abfällen.

Wie die innovative Biogasanlage funktioniert, zeigen Forscher an einem Modell auf
dem Gemeinschaftsstand der Fraunhofer-Institute für Grenzflächen- und
Bioverfahrenstechnik IGB, Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT und
Materialfluss und Logistik IML in Halle 11, D69. Dort können sich Besucher auch
über Logistiksysteme für die Bereitstellung biogener Brennstoffe wie Holzreste,
Bioabfälle oder landwirtschaftliche Reststoffe informieren sowie über
Reinigungsverfahren für Grundwasser. Das IML unterstützt Interessenten bei der
Standortplanung von Energieanlagen sowie der Gestaltung logistischer Prozesse. Das
IGB stellt ein System zur Reinigung von Grundwasser vor. Mikroorganismen
beseitigen chlorierte Kohlenwasserstoffe.

Information: Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik
UMSICHT, Osterfelder Straße 3, 46047 Oberhausen, Dr.-Ing. Stephan Kabasci, Tel.:
0208-8598-164, Fax: 0208-8598-290, E-Mail

Links zum Thema Energie.

 


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