Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 28.04.2001

Ernst-Pelz-Preis für Pflanzenöl-Pionier Rainer Frische


Straubing (agrar.de) - Der mit 20.000 Mark dotierte Ernst-Pelz-Preis 2000 wird an
Dr. Rainer Frische, Chemiker und Pflanzenöl-Pionier in Alzenau, vergeben. Dies gab
Ministerialdirektor Anton Adelhardt vom Bayerischen Staatsministerium für
Landwirtschaft und Forsten auf dem C.A.R.M.E.N.-Forum 2001 in Straubing bekannt.

Der Preis ehrt, wie in der Satzung bestimmt, 'Persönlichkeiten, die sich durch
Inkaufnahme wirtschaftlicher Risiken oder durch überragendes persönliches
Engagement bei der Förderung heimischer nachwachsender Rohstoffe hervortaten und
sich freiheitlich-humanen Grundwerten verpflichtet fühlen'. Die Auszeichnung wurde
1992 von Peter Pelz zur Erinnerung an seinen Vater gestiftet. Die Preisträger
werden auf Vorschlag der bayerischen Koordinierungsstelle für nachwachsende
Rohstoffe, C.A.R.M.E.N. e.V., von einem Kuratorium gewählt. Peter Pelz: 'Fast 20
Jahre lang hat Dr. Frische wegweisende Beiträge zur industriellen Nutzung von
Stärke und Sonnenblumenöl geleistet und auch das Risiko der Unternehmensgründung
nicht gescheut. Einen würdigeren Träger des Ernst-Pelz-Preises kann ich mir nicht
vorstellen.'

Bereits als Leiter der Strategiegruppe Chemie am Battelle Institut beschäftigte
sich Rainer Frische mit nachwachsenden Rohstoffen. Zahlreiche Patente für
Entwicklungen und Verfahren basierend auf den nachwachsenden Rohstoffen Stärke und
Pflanzenöl tragen seinen Namen. 1993 gründete er eine eigene Firma, die Dr.
Frische GmbH. Dort entwickelte er mit seinem Team und dem Zentrifugenbauer
Westfalia Separator AG das Friolex-Verfahren, eine hocheffiziente Methode zur
Gewinnung von Pflanzenölen, das Emulsionsbildung zuverlässig verhindert. Das
heißt, es liefert Öle, die für die menschliche Ernährung ebenso wertvoll sind wie
für kosmetische Produkte – Jojoba-, Nachtkerzen- oder Sheanussöl – oder für
chemisch-technische Anwendungen, wie beispielsweise High-Erucic-Rapsöl, Krambeöl
und High-Oleic-Sonnenblumenöl. Seit Juni 1998 wird in Alzenau eine Friolex-Anlage
betrieben. Eine Weiterentwicklung des Verfahrens ermöglicht zudem die Extraktion
fettlösslicher Inhaltsstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen in ein Trägeröl. Damit
lassen sich ohne vorherige Trocknung der Pflanzen kosmetische Produkte, Heil- und
Lebensmittel gewinnen, zum Beispiel Ringelblumenöl, Basilikumöl oder Zwiebelöl.

Dr. Frische benutzt das Friolex-Verfahren für die Gewinnung von Pflanzenölen mit
besonders hohem Ölsäuregehalt. Ölsäure ist heiß begehrt als Grundstoff für
verschiedene chemische Synthesen. Herkömmliche Ölsäure enthält mindestens 30
Prozent andere Fettsäuren, die im Produkt verbleiben und seine Qualität mindern.
Nicht so beim HO-Sonnenblumenöl "90plus" von Dr. Frische: Es enthält über 90
Prozent Ölsäure. Die Folge: Keine unerwünschten Nebenreaktionen stören den
Syntheseprozess, es müssen weniger Oxidationsstabilisatoren beigemischt werden,
und die Produkte sind bei sehr hohen oder tiefen Temperaturen noch stabil. Deshalb
eignet sich HO-Sonnenblumenöl "90plus" hervorragend für die Herstellung neuartiger
Schmierstoffe, hoch belastbarer Kunststoffe und zahlreicher technischer
Hilfsstoffe. Mit seinem Öl hofft Frische der chemischen Industrie völlig neue Wege
zu eröffnen.

Dr. Frische kann für sein Sonnenblumenöl nur die Kerne ausgewählter Sonnenblumen
gebrauchen. Deshalb hat er mit Landwirten Verträge geschlossen, die diesen weit
überdurchschnittliche Abnahmepreise zusichern. 1999 produzierte er 400 Tonnen
seines HO-Sonnenblumenöls. Die Anbaufläche wird jährlich vergrößert. Der Ausbau
der Produktionskapazität steht an.

Biomasse ist ein umweltfreundlicher, weil klimaneutraler Rohstoff: Bei ihrer
Nutzung und Entsorgung wird nur so viel Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, wie beim
Pflanzenwachstum aus der Atmosphäre aufgenommen worden ist. Zusätzlich ermöglichen
sie den Aufbau regionaler Wirtschaftsstrukturen und senken so auch noch die
CO2-Belastung durch Verkehr. Nachwachsende Rohstoffe strecken die beschränkten
Vorräte an fossilen Rohstoffen, so kann Erdöl ersetzt werden durch
Rapsölmethylesther – besser bekannt als Biodiesel – oder durch Sonnenblumenöl oder
Stärke als Rohstoff zur Synthese von Kunststoffen. Davon abgesehen bieten
nachwachsende Rohstoffe Landwirten ein Standbein im Non-Food-Bereich; denn der
Naro-Anbau ist auch auf stillgelegten Flächen erlaubt.

Links zum Thema Nachwachsende Rohstoffe.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de