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@grar.de Aktuell - 18.04.2001

Elbtalaue: Verstärkte Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz erforderlich


Bleckede/Hannover (agrar.de) - Eine verstärkte Kooperation zwischen Landwirtschaft
und Naturschutz, größeres Verständnis für die Positionen der jeweils anderen Seite
und die Bereitschaft, auch neue, bislang unbekannte Wege bei der nachhaltigen
Entwicklung der Region zu gehen - das sind nach den Worten von Friederike Witte,
Staatssekretärin im Niedersächsischen Umweltministerium, die wichtigsten
Garanten für den Erfolg eines künftigen Biosphärenreservates Elbtalaue.

Zum Auftakt einer zweitägigen Fachtagung in Bleckede, auf der die Ergebnisse des
interdisziplinären Forschungsvorhabens 'Leitbilder des Naturschutzes und deren
Umsetzung mit der Landwirtschaft' vorgestellt und diskutiert werden, sagte Witte
in ihrer Eröffnungsrede: 'Landwirtschaft und Naturschutz müssen sich immer wieder
aufs Neue zusammensetzen, etwaige Widersprüche und Unvereinbarkeiten offen
diskutieren und zur Konfliktlösung gemeinsam bereit sein. Nur so lassen sich die
großen Potentiale der Region optimal ausschöpfen - zu beiderseitigem Nutzen.'

Ziel des Projektes, das mit Mitteln des Bundesforschungsministeriums über drei
Jahre durchgeführt und von der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz koordiniert
worden ist, war es, Wege und Realisierungschancen einer nachhaltigen Landnutzung
im Elbetal zu untersuchen und neue Ansätze für das Zusammenwirken zwischen
Landwirtschaft und Naturschutz aufzuzeigen.

Das Elbetal zwischen Schnackenburg und Lauenburg sei ein ländlich strukturierter
Raum, in dem Bauern mit ihren Familien rund 320 Haupt- und 290
Nebenerwerbsbetriebe bewirtschafteten, führte die Staatssekretärin weiter aus. Sie
erhielten die Werte und Funktionen der elbtaltypischen Dörfer. Und sie prägten mit
der Bewirtschaftung nicht nur das Bild der Landschaft, sondern auch die Vielfalt
der Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig sei die Region Teil einer in Mitteleuropa
einzigartigen naturnahen Stromlandschaft, die noch weitgehend vom natürlichen
Hochwassergeschehen beeinflusst werde. Diese Landschaft zeichne sich durch eine
Vielfalt stromtaltypischer Standorte, Lebensräume, Lebensgemeinschaften sowie
Pflanzen- und Tierarten aus. Sie sei von besonderer Eigenart und Schönheit, ihre
hochgradige Schutzbedürftigkeit unbestritten.

'Mit dem geplanten Biosphärenreservat soll jetzt eine auf das Miteinander von
Mensch und Natur ausgerichtete einheitliche Erhaltung und Entwicklung des Gebietes
mit seinen landschaftlichen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Werten und
Funktionen eingeleitet werden', so Witte. 'Konkret heißt das: Förderung der
nachhaltigen Raumnutzung, Schutz von Natur und Landschaft, gebietsbezogene
Forschung und Information.'

Alle Beteiligten müssten zum Umdenken bereit sein, forderte die Staatssekrtetärin.
Hierzu gehöre es auch, bei der Landwirtschaft das Bewusstsein für die
Gesamtbelange der Region und die Multifunktionalität des Raumes weiter zu stärken.
Auch werde es notwendig sein, dass die Betriebe neue Einkommensquellen
erschließen - etwa durch touristische Angebote. Eine größere Rücksichtnahme auf
die Belange des Naturschutzes, der Wasserwirtschaft und anderer umweltrelevanter
Aspekte müsse zur Selbstverständlichkeit werden. Es stelle sich zum Beispiel die
Frage, ob Ackerflächen im engeren Überschwemmungsbereich der Elbe der guten
fachlichen Praxis entsprächen.

Der Naturschutz seinerseits müsse aktiv mithelfen, eine natur- und
umweltverträgliche Landwirtschaft im Elbetal zu unterstützen und zu festigen. Die
Verwaltung des künftigen Biosphärenreservates solle sich auch als kompetenter
Ansprechpartner für die Landwirte etablieren. Und selbstverständlich müßten
Finanzmittel verfügbar sein, um Erschwernisse durch notwendige Regelungen
abzugelten, auf breiter Basis Vertragsnaturschutz anbieten zu können und besondere
Anreize zu schaffen - etwa für neue Wirtschafts-, Kooperations- oder
Vermarktungsmodelle.

'Dass das Land hier das Seine tut, lässt sich an den Mitteln erkennen, die
alljährlich als Erschwernisausgleich oder für den Vertragsnaturschutz
bereitgestellt werden. Im Jahre 2000 waren dies rund 460.000.- Mark für
Erschwernisausgleichs-Zahlungen und 400.000.- Mark für den Vertragsnaturschutz auf
Dauergrünland. Für Verträge und sonstige Maßnahmen nach dem Weißstorchprogramm
wurden der Schutzgebietsverwaltung Elbetal 1,23 Millionen Mark zur Verfügung
gestellt. Auf Basis des Programms zur Sicherung von Nahrungsgrundlagen für
nordische Gastvögel sind - ohne Einrechnung der EU-Kofinanzierungsmittel -
630.000.- Mark verausgabt worden. Zusammen ergibt dies einen Betrag von rund 2,7
Millionen Mark, der aus dem Naturschutzhaushalt den Landwirten zugute kommt',
erläuterte Witte.

Mit dem Programm zur Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes,
PROLAND Niedersachsen, und den darauf aufbauenden Förderrichtlinien sei
jetzt ein umfangreiches Instrumentarium an Fördermaßnahmen entwickelt worden, das
zudem in besonderer Weise Biosphärenreservate berücksichtige.

Links zum Thema Landschaft und Natur.

 


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