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@grar.de Aktuell - 10.04.2001

Österreich: Greenpeace verklagt Futtermittel-Hersteller

Wird der Landwirtschaft Gentech-Soja untergeschoben?


Wien (agrar.de) - Mangels Alternativen werde vielen Landwirten genetisch
veränderte Soja als Futtermittel 'untergejubelt', mutmasst Greenpeace. Die
Umweltorganisation hat daher heute das Unternehmen Garant, den größten
österreichischen Futtermittel-Hersteller, wegen Betrugsverdacht angezeigt.

88 Prozent der österreichischen Bauern die Verwendung genmanipulierter
Futtermittel ab. Das ergab eine von Greenpeace Österreich in Auftrag
gegebene Umfrage des Instituts für Markt- und Meinungsforschung ISMA. 90 Prozent
der östereichischen Landwirte haben laut Umfrage überzeugt, dass die derzeit in
ihrem Betrieb verwendeten Futtermittel keine gentechnisch veränderten Rohstoffe
enthalten. 'Kürzlich veröffentlichte Greenpeace eine Untersuchung von
Futtermitteln, die belegt, dass von 14 Futtermittelproben alle genetisch
verändertes Soja enthielten', so der Greenpeace Gen-Experte Thomas Fertl. Die
Umweltorganisation schätzt, dass pro Jahr rund 550.000 Tonnen genetisch
verändertes Soja als Futtermittel eingesetzt wird. 'Das geht ohne Kennzeichnung,
da das heimische Gesetz eine solche nicht vorschreibt", sagt der Experte.

Die Umweltorganisation sieht dringenden Handlungsbedarf: 'Vielen Landwirten werden
gegen ihren Willen Gentech-Futtermittel untergejubelt', so Fertl. 'Wegen der
fehlenden Kennzeichnung sind sie sich dieses Skandals offensichtlich nicht einmal
bewusst. Nach dem Gentechnik-Volksbegehren 1997, bei dem sich ein Großteil der
Österreicher gegen genetisch veränderte Nahrungsmittel ausgesprochen hat, sind die
Regale in den Supermärkten wirklich zu einem großen Teil gentechnik-frei
geblieben', meint der Experte. Das müsse auch für die Landwirtschaft gelten, weil
die Vielzahl der Österreicher das so will.

Die Umweltorganisation fordert die unbedingte Kennzeichnung von Futtermitteln auf
den Gehalt von genmanipulierten Bestandteilen sowie ein dringendes Importverbot.
'Das ist keine Holschuld der Landwirte, sondern eine Bringschuld der Industrie',
so Greenpeace Sprecher Franko Petri. Die Umweltorganisationen WWF, Vier Pfoten,
Global 2000 und Greenpeace setzen sich gemeinsam dafür ein, dass die
Landwirtschaftspolitik in Österreich den ökologischen Landbau forcieren müsse.
'Bei den Futtermitteln herrscht eine starke Abhängigkeit von öl- und
eiweißhaltigen Pflanzen. Dieser Bedarf wird in den USA, Kanada, Argentinien und
Brasilien abgedeckt. Mit der Ausnahme von Brasilien sind dies alles Länder, in
denen Gentech-Pflanzen in großen Mengen angebaut werden', so Fertl. 'Wir müssen
von der Abhängigkeit der USA wegkommen.' Initiativen, um aus gentechnisch
veränderten Futtermitteln auszusteigen, gebe es bereits in England, Belgien und
Frankreich.

Links zum Thema Gentechnik und Biotechnologie

 


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