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@grar.de Aktuell - 03.04.2001

AGÖL und BfN fordern vorbeugenden Maßnahmen gegen die Verschleppung der Maul- und Klauenseuche.


Berlin (agrar.de) - 'Die Mahnung der nordrhein-westfälischen
Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn, die Kontrollen an den Grenzen zu
Deutschland seien nicht ausreichend, um illegale Tiertransporte oder verbotene
Transporte von Frischfleisch und –milch zum Schutz gegen die Verschleppung der
Maul- und Klauenseuche (MKS) zu verhindern, ist höchst alarmierend', meint Dr.
Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
Ökologischer Landbau (AGÖL). Die AGÖL nimmt diese Meldung zum Anlass,
beim Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft die
zweifelsfreie Sicherstellung aller Maßnahmen einzufordern, die geeignet sind, eine
MKS-Verschleppungen nach Deutschland zu verhindern. Mit Blick auf die drastischen
und erschütternden Keulungsmaßnahmen, die in Großbritannien und Holland zur
Eindämmung der MKS angewendet wurden, dürfe in Deutschland nicht eine einzige
vorbeugende Maßnahme gegen die Einschleppung der MKS außer Acht gelassen oder mit
weniger Nachdruck verfolgt werden.

'Es gibt schließlich aktuell keine ernstzunehmende Alternativen zu maximalen
Vorbeugemaßnahmen' so Löwenstein. Damit teilt er sowohl der Durchseuchung wie der
flächendeckenden Impfung gegen MKS eine Absage. Eine Durchseuchung würde die
erfolgreiche Auslöschung der MKS in Europa um Jahrzehnte zurückwerfen und mit
nicht absehbaren tiergesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen verbunden sein.
Eine flächendeckende Impfung sei unter anderem schon deshalb nicht möglich, weil
kurzfristig nicht genügend Impfstoffdosen vorlägen. Auch gäbe sie nur scheinbare
Sicherheit, da sich das Virus anschließend quasi maskiert in Europa weiter
ausbreiten könnte.

'Das Gebot der Stunde ist', so Löwenstein, 'eine Übertragung von MKS mit aller
Konsequenz durch strengste Einschränkungen und Kontrollen der Transporte,
sogenannte stand-still-Maßnahmen, in Verbindung mit peinlichster
Hygienevorkehrungen zu verhindern. Im Ernstfall müssten dann auch Notimpfungen und
Ringimpfungen einsetzen, um die Seuche im Zaum zu halten bzw. schnellstmöglich
wieder zurückzudrängen'.

Die AGÖL unterstützt ausdrücklich Pläne, besonders seltene Tierbestände, die nicht
oder nicht in erster Linie der Erzeugung von Fleisch und Milch dienen, durch
gezielte Impfaktionen zu schützen. Hiervon könnten auch Ökobetriebe betroffen
sein, die sich um die Erhaltung seltener Nutztierrassen bemühen.

Der Verband hat über seine Mitgliedsverbände alle ökologisch wirtschaftenden
Landwirte aufgerufen, geeignete Schutzvorkehrungen für ihre Tiere zu treffen. Da
gerade in Ökobetrieben die 'gläserne Produktion' verwirklicht und damit stärkerer
Besuch durch Außenstehende möglich gemacht wird, müssen solche Maßnahmen
kompromisslos umgesetzt werden.

Die politisch Verantwortlichen sind aufgerufen, besondere Entschädigungsformen für
Ökobetriebe zu finden, falls in solchen Betrieben Bestandestötungen vorgenommen
werden müssten. Denn Ökobauern können ihre Tiere nicht einfach durch Zukauf
ersetzen, sondern müssen dann noch einmal die gesamte Umstellung durchlaufen. Der
materielle Schaden ist dadurch erheblich höher, als das, was die Tierseuchenkasse
zahlen kann.

Schließlich verlangt der Verband, dass aus dem Seuchenverlauf Lehren für die
Zukunft unserer Landwirtschaft gezogen werden. Auch wenn der erste Ausbruch der
Seuche unabhängig von der Betriebsform sei, so habe sich an der Ausbreitung der
MKS einmal mehr gezeigt, wie verwundbar die heutige Landwirtschaft durch
irrwitzige Tier- und Lebensmitteltransporte rund um den Globus und die zum Teil
extrem hohen Tierdichten in verschiedenen Landstrichen geworden ist. Mit der von
Ministerin Künast ins Auge gefassten Agrarwende müsse das Übel ein für alle Mal an
der Wurzel gepackt werden. 'Dabei können die heute bereits in der Ökologischen
Landwirtschaft etablierten Prinzipien in der Tierhaltung und die ganzheitlichen
Produktionsleitlinie sein', meint Dr. zu Löwenstein.

Auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) unterstützt die Initiative von
Bundesministerin Renate Künast, auch die Impfung von Zootieren gegen die Maul- und
Klauenseuche (MKS) zuzulassen. Die Ministerin hatte einen entsprechenden Vorstoß
bei der Europäischen Union angekündigt. 'Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum
Zootiere nicht geimpft werden sollen. Viele Zootiere, insbesondere die Tiere, die
in Europäischen Erhaltungszucht Programmen (EEP) sind, sind vom Aussterben
bedroht. Deutschland hat für diese Tiere eine Verantwortung übernommen,' sagte der
Präsident des Bundesamtes, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann heute in Bonn. 'Die Impfung
von Zootieren hat nichts mit Verbrauch, Export oder Handel zu tun,' so Vogtmann.

Der BfN-Präsident wies darauf hin, dass die EU in Sonderfällen Impfungen zulasse.
Die Bonner Artenschützer befürworten ebenfalls, zusätzlich auch alte
Nutztierrassen impfen lassen. Vogtmann wünscht sich zur Erhaltung gefährdeter
Nutztierrassen ein staatliches Programm zur Erhaltung durch Züchtung und zur
Verbesserung bestimmter Eigenschaften dieser alten Rassen. Diese Rassen haben für
den Naturschutz eine große Bedeutung. Hier sei ein ganzheitlicher Ansatz gefragt,
der auch in der Agrarwende seinen Platz finden müsse, sagte Vogtmann.

Links zum Thema Maul- und Klauenseuche

 


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