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@grar.de Aktuell - 25.01.2001

Gefährdete Nutztierrassen des Jahres 2001


Witzenhausen (agrar.de) - Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und
gefährdeter Haustierrassen (GEH) hat stellvertretend für die
zahlreichen Landhuhnrassen die Rassengruppe der Bergischen Landhühner und
die Bayerische Landgans zur Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2001
ernannt.

Zum klassischen Bild der farbenfrohen Landidylle gehört zweifelsohne auch
der stolze Hahn auf dem Misthaufen und die munter pickende Hühnerschar
mitsamt Nachwuchs, die den Hof bevölkern. Geprägt von harter Arbeit, aber
ungetrübt von modernen Produktionszwängen wirtschafteten die Bauern über
Jahrhunderte hinweg in diesem Rahmen. Dies ist auch das Umfeld, in dem eine
Vielfalt von Geflügelrassen entstand: robust und angepasst an die jeweiligen
lokalen Standortbedingungen und Anforderungen, aber auch nach äußerem
Erscheinungsbild ausgewählt. Gab es noch bis in die 50er Jahre eine Vielzahl
verschiedenster Landgeflügelrassen mit unterschiedlichstem Erscheinungsbild,
so sind die alten Rassen heute vollständig aus der modernen
landwirtschaftlichen Zucht und Produktion herausgefallen. Wenige
spezialisierte Hybridzuchtlinien werden einseitig auf höchste Legeleistung
oder Fleischleistung selektiert.

Die alten, lokale Geflügelrassen sind extrem vom Aussterben bedroht. Mit
ihnen verschwindet nicht nur eine wichtige genetische Ressource, sondern
auch ein Teil ländlichen Kulturgutes rund um die Hühnerzucht.

Die Gruppe der Bergischen Landhühner umfasst drei Rassen. Die Bergischen
Kräher erhielten ihren Namen von dem langanhaltenden Krähen ihrer Hähne,
das einzigartig in Mitteleuropa ist. Krähwettbewerbe lassen sich bis ins
Mittelalter zurückverfolgen. Die Population besteht heute aus insgesamt 255
Zuchttieren. In ihrem Erscheinungsbild unterscheiden sie sich von den
Bergischen Schlotterkämmen , welche die klassische Landhuhnform am
deutlichsten repräsentieren. Diese Hühnerrasse wird in drei Farbschlägen
gezüchtet. Die Gesamtpopulation umfasst aktuell 186 Zucht- tiere. Die Krüper
(niederdeutsch für Kriecher) zeigen als Besonderheit die genetisch bedingte
Verkürzung beider Läufe. Die Kurzbeinigkeit ist in begrenzten Ausläufen
durchaus von Nutzen und wird von den Tieren mit ausgeprägter Lebhaftigkeit
kompensiert. Die Gesamttierzahlen der in 5 Farbschlägen gezüchteten Krüper
umfasst 253 Tiere. Viele der einst vorhandenen Farbschläge der Bergischen
Landhühner sind verschwunden, von den jeweiligen Gruppen sind nur noch sehr
kleine Populationen vorhanden. Es bedarf einer organisierten dynamischen
Erhaltungszucht, die durch genetische Untersuchungen gestützt werden sollte,
um die Bergischen Landhühner wieder zu stabilisieren.

Auch die Bayerische Landgans eine Rasse mit vielen ursprünglichen lokalen
Schlägen: der Frankengans, der Rhöngans, der Oberbayerischen Landgans und
vielen anderen. Nahe verwandt mit der Graugans, was auch im Erscheinungsbild
deutlich wird, ist die Bayerische Landgans äußerst anspruchslos, brütet und
führt die Nachzucht gut. Letztmalig genau beschrieben worden ist diese Rasse
im Lehr- und Handbuch 'Geflügelzucht' von 1920. Seit 1999 bemüht sich ein
Arbeitskreis um diese erhaltenswerten eindrucksvollen Tiere. Die
Züchterliste führt mittlerweile 70 Halter mit etwa 300 Tieren. Das
Hauptzuchtgebiet liegt in Bayern mit Schwerpunkt in der fränkische Schweiz.

Die GEH will mit der Ernennung der alten Bergischen Hühnerrassen und der
Bayerischen Landgans den Verlust der Vielfalt landwirtschaftlicher
Nutztierrassen dokumentieren. Allein in Deutschland sind über 90 bedrohte
Rassen auf der Roten Liste der Artenschützer. Informationsmaterial zu den
einzelnen Rassen kann gegen 3 DM in Briefmarken in der Geschäftsstelle
bezogen werden.

Information: GEH, Postfach 1218, 37202 Witzenhausen, Tel: 05542-1864, Fax:
05542-72560

Links zum Thema Seltene Rassen

 


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