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@grar.de Aktuell - 16.01.2001

Weiter Unklarheit um Massentötung von Rindern


Berlin (agrar.de) - Die Debatte um den Aufkauf und die Tötung von Rindern
zur Marktstabilisierung im Rahmen der BSE-Krise geht weiter.

Mehrere Natur- und Umweltverbände hätten die von der Europäischen Union (EU)
geplante Schlachtung von EU-weit über zwei Millionen Rindern (in Deutschland
ca. 400.000) grundsätzlich begrüßt, meldet die Agentur 'Reuters'. Die
Maßnahme sei sinnvoll, weil wegen der BSE-Krise der Markt zusammengebrochen
sei, wird der Vorsitzende des Agrarausschusses im Europaparlament, Friedrich
Gräfe zu Baringdorf (Grüne), zitiert. Nicht sinnvoll sei dagegen die
beabsichtigte Verbrennung der Tiere. Vielmehr sollten die getöteten Rinder
auf BSE getestet und bei einem negativen Ergebnis in die exportiert werden.
Vorher sollte allerdings das Risikomaterial entfernt werden.

Der Naturschutzbund NABU dagegen fordert Verbraucherschutzministerin Künast
auf, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft geplante Programm
schnellstmöglich zu stoppen. 'Das Vorhaben, gesunde Tiere aus Steuermitteln
aufzukaufen, zu töten und zu verbrennen, illustriert die Perversion der
industrialisierten Landwirtschaft', sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd
Billen. Für finanzielle Hilfen an Landwirte, die vom aktuellen Zusammenbruch
des Rindfleischmarktes unverschuldet betroffen sind, hätte derzeit wohl
jeder Verständnis. 'Aber es ist doch pervers, Tiere regelrecht zu
verschrotten, bloß weil Rindfleisch billig geworden ist', protestierte
Billen.

Michael Müller, Mitglied des Fraktionsvorstands der SPD, sprach sich dafür
aus, das Keulen zunächst auszusetzen. 'Solange die Übertragungs- und
Verbreitungswege nicht genau erforscht sind, sollten wir das Töten von
Rindern stoppen, sie aber entsprechend isolieren', sagte er der Kölner
Tageszeitung 'Express'.

Auch die Grünen gehen inzwischen auf Distanz zu den Plänen des Bundes. 'Wir
sollten das Geld besser einsetzen, um eine nachhaltige Landwirtschaft
aufzubauen und nicht, um bestehende Marktstrukturen zu zementieren', sagte
der Vorsitzende der Grünen, Fritz Kuhn, der 'Berliner Zeitung'. 'Wir sagen
nicht definitiv Nein, stehen diesen Aufkäufen aber skeptisch gegenüber',
sagte Kuhn.

Auch die vollständige Keulung von BSE-Verdachtsbeständen ist weiter in der
Diskussion. Die neue Ministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft, Renate Künast (Grüne), erklärt am Montag, sie halte
angesichts des derzeitigen Kenntnisstandes an der Tötung ganzer
Rinderbestände fest, auch wenn nur ein Tier mit BSE infiziert ist. In den
vergangenen Tagen demonstrierten bundesweit mehrere tausend Landwirte gegen
diese Regelung. Bislang setzt nur Bayern nach Schweizer Vorbild auf die
Tötung der so genannten Kohorte.

 


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