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@grar.de Aktuell - 11.01.2001

Renate Künast übernimmt Agrarministerium


Berlin (agrar.de) - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) benannte gestern
die Grünen-Parteichefin Renate Künast als Nachfolgerin des wegen der
BSE-Krise zurückgetretenen Landwirtschaftsministers Karl-Heinz Funke (SPD).
Gleichzeitig kündigte Schröder eine Neuordnung der betroffenen Politikfelder
an. Das Agrarpolitik soll einem Verbraucherschutzministerium unterstellt
werden, das auch maßgeblich für den Bereich Ernährung zuständig sein wird.
Diese Veränderung solle dazu beitragen, das durch die BSE-Krise erschütterte
Vertrauen der Bürger wiederherstellen.

Im ZDF erklärte Frau Künast: 'Die Grünen und ich stehen dafür, dass wir im
Laufe der nächsten fünf Jahre den wirklich ökologischen Landbau auf zehn
Prozent hochsetzen. Nur wenn wir ein Stück naturnäher produzieren, ist die
ökonomische Zukunft der Landwirte gesichert.' Sie verlasse sich darauf, dass
die Bauern Interesse an ihren Arbeitsplätzen hätten. Die Zukunft der
Landwirtschaft liege fest in der Hand der Verbraucher.

Mit der in Recklinghausen (NRW) geborenen, 45-jährigen Künast steht erstmals
eine Frau und erstmalig eine Politikerin der Grünen an die Spitze des
Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Als ausgebildete Sozialarbeiterin betreute sie in den 70er Jahren Gefangene
in der Berliner Haftanstalt Tegel. Später studierte sie Jura, wurde
Rechtsanwältin und setzte sich für Asylbewerber ein. In Berlin gehörte sie
zu den Mitbegründern der grün-alternativen Liste und wurde 1985 erstmals ins
Abgeordnetenhaus gewählt. Die ehemalige Fraktionschefin steht seit sechs
Monaten mit Fritz Kuhn an der Spitze der grünen Bundespartei. Dieses Amt
wird sie, so verlangen es die grünen Parteistatuten, aufgeben müssen. Ihre
Nachfolgerin soll auf dem Grünen-Parteitag Anfang März gewählt werden.

Während die Naturschutzverbände BUND und NABU die Neustrukturierung der
Ministerien und die Wahl von Frau Künast begrüßten, äußerte sich der
Deutsche Bauernverband eher zurückhaltend. Die Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (AbL) gratulierte der Bundesregierung zu ihrer
Entscheidung, mit der sie zugleich Weitsicht und Mut bewiesen habe. Mit dem
neuen Zuschnitt des Ministeriums ermögliche man eine vorsorgende,
vorausschauende Politik für Bauern und Verbraucher und habe einen weiteren
wichtigen Schritt nach vorne getan, so die AbL. Einschränkend bemerkte die
AbL, dass 'mit Frau Künast eine zwar starke Persönlichkeit mit ausgewiesener
politischer Erfahrung als neue Ministerin zu benennen, die aber gleichzeitig
bisher kaum über fachliche Kenntnisse sowohl im Verbraucherschutz als auch
im landwirtschaftlichen Bereich verfügt.'

Bundeskanzler Schröder unterstrich die eher eher politisch motivierte
Besetzung mit dem Hinweis an die 'Agrarlobby', sie müsse sich darauf
einstellen, zukünftig weniger Einfluß auf die Gestaltung der Agrarpolitik zu
haben.

 


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