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@grar.de Aktuell - 02.01.2001

DBV: Markteinschätzung zum Jahreswechsel


Berlin (agrar.de) - Unterschiedliche Stimmungen auf den Agrarmärkten sieht
der Deutsche Bauernverband (DBV) an der Schwelle des neuen Jahres.
Während die Getreide-, Schweine- und Geflügelmärkte feste bis ansteigende
Tendenzen zeigen, sei der Rindfleischmarkt durch die BSE-Krise in große
Turbulenzen geraten, die einen Ausblick auf 2001 derzeit unmöglich machten.
Die Beurteilung der verschiedenen Agrarmärkte durch den Verband:

Getreide

Die Getreidemärkte sind an der Schwelle zum neuen Jahr fester als
ursprünglich nach der ersten Stufe der Agenda 2000-Preissenkung zu erwarten.
Im Durchschnitt lagen die Großhandelspreise für Brotweizen bei 115 Prozent
des Interventionspreises und haben eine Relation erreicht, die seit 1996
nicht mehr erzielt wurde. Trotz der um 10 Millionen Tonnen höheren
europäischen Getreideernte und eines Anstiegs der Weizenernte haben die
Weizenpreise weiterhin eine feste Tendenz.

Auch auf den internationalen Märkten haben sich seit September 2000 nach
langer Talfahrt die Getreidepreise positiv entwickelt. Der Chicagoer
Terminhandel verzeichnete im Oktober-Durchschnitt einen Anstieg auf 97
US-Dollar pro Tonne für Standardweizen mit 10,5 Prozent Protein. In Kansas
City wurden 116 US-Dollar pro Tonne erzielt für die Standardqualität mit
11,5 Prozent Protein Bedingt durch den starken Dollaranstieg stiegen die
Notierungen nach der Umrechnung auf 22,30 bzw. 26,56 DM/dt. Daher war es
möglich, mehr als 4 Millionen Tonnen Weizen ohne Export-Erstattungen aus der
EU in Drittländer zu exportieren.

Futtergetreide ist in den letzten Wochen in den Sog des Preisanstiegs für
Eiweißträger als Folge des Tiermehlverbotes geraten. Mitte Dezember lagen
die Großhandelspreise für Futtergerste bei einem Interventionspreisniveau
von 107 Prozent. Auch die Weltmarktpreise verzeichneten einen deutlichen
Anstieg, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Die Exporte von Gerste aus der EU
lagen ebenfalls bei 4 Millionen Tonnen, gleichfalls ohne
Export-Erstattungen.

Kartoffeln

Aufgrund der sehr großen deutschen Kartoffelernte von annähernd 13 Millionen
Tonnen im Jahr 2000 bestehen zu Jahresbeginn 2001 noch hohe Lagerbestände.
Da auch in der EU mit 48 Millionen Tonnen eine entsprechend große
Kartoffelernte eingefahren wurde, ist während der ersten Monate des Jahres
2001 mit einem unveränderten Angebotsdruck zu rechnen. Die Chancen für eine
Preiserholung sind somit nicht groß. Die Anbauplanungen für das Jahr 2001
weisen bei Frühkartoffeln auf eine gegenüber dem Vorjahr gleichbleibende
Fläche hin. Insbesondere in den traditionellen Kartoffelanbauregionen
erfolgt eine kontinuierliche Produktion.

Obst und Gemüse

Die Märkte für Obst und Gemüse haben sich im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr
kaum erholt, so dass erst für die Ernte des Jahres 2001 Hoffnung auf bessere
Erzeugerpreise besteht. Die Erlöse waren in 2000 über fast alle Obst- und
Gemüseprodukte hinweg unbefriedigend - bei guten Ernten, wobei es allerdings
bei einigen Kulturen Probleme durch zu hohe Niederschläge oder Hagel gab.

Bei Kernobst (Äpfel, Birnen) zogen die bisher völlig inakzeptablen Preise
gegen Ende des Jahres 2000 leicht an. Es ist davon auszugehen, dass die
Preise auch im neuen Jahr weiter leicht nach oben tendieren. Die
Lagervorräte an Äpfeln liegen allerdings noch leicht über denen des
Vorjahres.

Der Markt für Gemüse ist reichlich versorgt bei unterdurchschnittlichen
Preisen. Die Zufuhren aus anderen EU-Ländern beim Frischgemüse werden weiter
steigen. Ebenso wird im Freilandgemüsebau in der Saison 2001 das Angebot aus
dem heimischen Gemüseanbau höher ausfallen. Nachdem im zweiten aufeinander
folgenden Jahr die Preisentwicklung ungünstig verlief, muss allerdings bei
einigen Gemüsekulturen mit einem Rückgang des Anbaus gerechnet werden.

Milch Bei Milch haben aufgrund gestiegener Marktnachfrage die Erzeugerpreise
im Jahr 2000 angezogen. Die derzeit festen Preistendenzen auf dem Weltmarkt
für Milchprodukte werden sich voraussichtlich bis mindestens Mitte des
kommenden Jahres halten. Auf Grund guter Marktsituation für Milchprodukte
ist davon auszugehen, dass sich der positive Trend bei den
Milchauszahlungspreisen für die deutschen Milcherzeuger auch im Jahre 2001
fortsetzen wird. Für das Milchwirtschaftsjahr 2000 wird ein
durchschnittlicher Milchauszahlungspreis von 59 bis 60 Pfennig je Kilogramm
Milch erwartet. Dieses relativ hohe Niveau wird auch für die erste
Jahreshälfte 2001 möglich sein.

Besonders bei den Notierungen für Butter und Käse ist davon auszugehen, dass
diese noch weiter zulegen können. Der Käsemarkt trug als Schlüsselmarkt
deutlich zur Belebung des Milchmarktes bei. Die voraussichtlichen
Mengenerhöhungen im Jahre 2001 um ca. 200.000 Tonnen bedeutet eine
Steigerung um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der wesentliche Zuwachs
geht vom heimischen Markt aus. Dagegen ist davon auszugehen, dass sich die
Preise von Magermilchpulver, Vollmilchpulver und Kasein auf dem sehr hohen
Niveau von Oktober bis November 2000 halten werden. Ein weiterer
Preisanstieg bei diesen Produktgruppen ist nicht zu erwarten.

Bei einem weiterhin weltweit begrenzten Ausfuhrangebot bei gleichzeitig
lebhafter Nachfrage aus vielen Importstaaten kann im Moment davon
ausgegangen werden, dass sich die Preise für Milchprodukte auch im Jahr 2001
auf dem derzeitigen hohen Niveau halten werden. Die im Jahre 2000 zu
beobachtenden guten Exportaussichten für Milchprodukte wurden auch durch den
schwachen Euro beeinflusst. Hier bleibt abzuwarten, wie sich eine
Veränderung des Dollar-Euro-Verhältnisses auf den Export auswirkt. Es ist
aber auch darauf hinzuweisen, dass sich der positive Marktverlauf vor allem
durch die Absatzsteigerung im Inland vollzogen hat. Derzeit ist zu
beobachten, dass auch für die erste Jahreshälfte 2001 die
Absatzmöglichkeiten auf den Binnenmärkten weiterhin positiv zu beurteilen
sind.

Durch die BSE-Krise ist nicht ausgeschlossen, dass die Nachfrage nach
Milchprodukten weiterhin steigt. Doch auch negative Auswirkungen sind
möglich, da die Verwertungsmöglichkeit für Molke begrenzt sein könnte.

Fleischmärkte

Auf Grund der BSE-Krise beim Rindfleisch wird die Nachfrage nach Schweine-
und Geflügelfleisch in 2001 weiter zunehmen. Für den Rindfleischmarkt ist
eine Jahresprognose dagegen derzeit nicht möglich. Die Folgen von BSE
treffen nicht nur den Rindfleischmarkt, wie der Schlachtbetrieb gedrosselt
wurde und zum Teil überhaupt keine Preisnotierungen mehr genannt wurden.
Auch wenn die Nachfrage nach Schweine- und Geflügelfleisch gestiegen ist,
sind die Veredlungsbetriebe in großer Sorge wegen steigender Futtermittel-
und Entsorgungskosten als Folge der BSE-Beschlüsse. Die Landwirtschaft muss
gemeinsam mit der Vieh- und Fleischwirtschaft die Marktpartner und
Verbraucher davon überzeugen, dass diese Kostensteigerungen über den Markt
erwirtschaftet werden müssen.

Information: Deutscher Bauernverband (DBV), Godesberger Allee 142-148, 53175
Bonn, Tel.: 0228-81980, E-Mail

 


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