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@grar.de Aktuell - 16.11.2000

NABU warnt vor Scheitern des Öko-Prüfzeichens

Vereinfachung der Vergabekriterien gefordert


Bonn (agrar.de) - Der Naturschutzbund NABU befürchtet ein Scheitern
des einheitlichen Öko-Prüfzeichens für Produkte aus ökologischem Landbau.
Die Einführung dieses Gütesiegels im letzten Jahr war als wichtiger Schritt
für die bessere Erkennbarkeit von Ökoprodukten geplant. 'Bislang hat der
Handel das einheitliche Öko-Prüfzeichen aber noch nicht akzeptiert, vor
allem wegen der komplizierten Konditionen und der geringen Mittel, die für
Marketing und Markteinführung vorgesehen sind', erläuterte Florian Schöne,
Agrarexperte des NABU. Mittlerweile befinde sich das Prüfzeichen in einer
kritischen Situation. Der NABU befürchtet einen erheblichen Imageverlust des
Ökolandbaus, falls das Öko-Prüfzeichen am Markt scheitern sollte.

Um die Einführung und dauerhafte Vermarktung des Öko-Prüfzeichens
professionell organisieren zu können, ist im Mai 1999 eigens die
gleichnamige GmbH gegründet und mit einem Anschubbudget von rund 5,8
Millionen Mark ausgestattet worden. Gesellschafter sind mit je 50 Prozent
die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft
(CMA), Bonn, und die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau
(AGÖL) mit Sitz in Darmstadt. In der AGÖL sind die Verbände
Demeter, Bioland, ANOG, Naturland, ECO VIN, Gäa, Biopark, Ökosiegel und
Biokreis zusammengeschlossen.

Obwohl das Öko-Prüfzeichen für AGÖL-Betriebe zunächst kostenlos ist (unsere
Meldung), blieb der große Zuspruch bei den Verbänden aus. Bislang
nutzen nach Angaben der Öko-Prüfzeichen GmbH erst 70 Erzeuger,
Verarbeiter und Händler das Dachzeichen für ihre Bio-Sortimente.

Nach Ansicht des NABU müssen sich vor allem die Trägerorganisationen des
Öko-Prüfzeichens, AGÖL und CMA, bewegen. 'Es ist notwendig, durch eine
Vereinfachung der Vergabekriterien und z.B. durch eine Annäherung an die
Regeln der EU-Bioverordnung dem Handel entgegenzukommen', betonte
NABU-Agrarexperte Schöne. Derzeit stünden vor allem die Vertreter des
Ökolandbaus auf der Bremse und gefährdeten damit das gemeinsame Projekt.
'Bislang haben die Ökolandbau-Verbände es noch nicht einmal geschafft, das
einheitliche Öko-Prüfzeichen neben den jeweiligen Verbandszeichen auf die
Etiketten zu drucken", kritisierte Schöne.

Allerdings reichen selbst bei gutem Willen der Beteiligten die bislang
eingeplanten Finanzen nicht aus, um für das gemeinsame Gütezeichen einen
Durchbruch am Markt zu erzielen. Hier sei auch Bundeslandwirtschaftsminister
Karl-Heinz Funke gefordert, unbedingt zusätzliche Mittel bereit zu stellen,
so der NABU. Voraussetzung sei, dass sich alle Beteiligten zu dem
einheitlichen Öko-Prüfzeichen bekennen und den Erfolg auch wirklich wollen.
'Die Politik des Aussitzens der Probleme muss in den kommenden Wochen
überwunden werden", so Schöne.

Auch nach Ansicht der Öko-Prüfzeichen GmbH ist das Engagement großer
Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels notwendig und überfällig. Denn
während das Interesse der kleineren und mittleren LEH-Betriebe am
Öko-Prüfzeichen, wie Geschäftsführerin Beate Huber feststellt, weiter
zunimmt und sie bereits viele Aktionen planen, halten sich die
Branchenriesen zurück. Eine Befragung von rund 100 Unternehmern und
Verbandsvertretern soll dabei helfen, Einwände des Lebensmitteleinzelhandels
zu überwinden und den Markt der Zukunft zu gewinnen.

 


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