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@grar.de Aktuell - 15.11.2000

Tiermehlverbot in Frankreich

Stärkere Kontrollen bei Viehzucht und auf Schlachthöfen


Paris (agrar.de) - Der französische Premierminister Lionel Jospin einen
sofortigen und umfassenden Verfütterungsstopp von Tiermehl verfügt. Das
Verbot besteht bereits seit 1990 für Rinder und seit 1994 für alle
Wiederkäuer und soll jetzt auch für die Aufzucht von Schweinen, Geflügel,
Hasen und Fischen gelten.

Jospin folgte damit der Forderung von Präsident Jacques Chirac, der sich
schon vor einer Woche für ein totales Tiermehlverbot ausgesprochen. Der
Premierminister lehnte ein sofortiges Verbot zunächst mit dem Argument ab,
zuvor eine wissenschaftliche Expertise von der staatlichen Behörde für
Lebensmittelsicherheit einholen zu wollen. Weil immer mehr Länder
Importstopps anordnen und auch französische Institutionen Rindfleisch aus
den Kantinen verbannen geht der Verkauf dramatisch zurück. Jospin sieht sich
hierdurch offenbar zum Handeln gezwungen.

Nun soll das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheit der Lebensmittel
wiederhergestellt werden, indem verstärkte Kontrollen in Aufzuchtbetrieben
und Schlachthöfen durchgeführt werden. Das BSE-Testprogramm zur Erkennung
der Krankheit wird intensiviert und soll in Frankreich schärfer als in allen
anderen EU-Ländern durchgeführt wurden. Die Anstrengungen zur Erforschung
der Prionenkrankheit soll intensiviert werden. Zum Verbraucherschutz sollen
'riskante' Lebensmittel wie Knochen-Steak aus dem Verkehr gezogen werden.

Das Tiermehlverbot hat Konsequenzen: statt bislang etwa 130.000 Tonnen
werden zukünftig jährlich etwa eine Million Tonnen Tiermehl und
Risikomaterial in Verbrennungsanlagen vernichtet oder in Zementfabriken
verwertet werden müssen. Die Kosten für neue Verbrennungskapazitäten,
Lagerung und Logistik dürften enorm ansteigen. Allein die Kosten für die
Vernichtung des Tiermehls werden auf rund fünf Milliarden Franc (1,5 Mrd.
DM) im Jahr geschätzt.

Zudem wird ein Ersatz für das Tiermehl in der Fütterung benötigt, höhere
Futtermittelimporte werden die Folge sein. Doch hier wartet bereits der
nachste Ärger: Ein wachsender Teil der in Übersee (USA, Kanada, Brasilien,
Argentinien) angebauten Soja- und Maiskulturen, die sich aufgrund des hohen
Proteingehalts anbieten, ist gentechnisch verändert. Eine saubere Trennung
stellen die Exportstaaten bislang offenbar nicht sicher: in mehreren Ländern
ohne entsprechende Zulassungen wurden Gen-verunreinigte Soja- und
Maislieferungen gefunden.

Die USA und Japan haben sich mittlerweile auf ein Testverfahren geeinigt,
dass den Export von gentechnisch verändertem Mais verhindern soll. Japan
habe einer entsprechenden Vereinbarung zugestimmt und beabsichtige 127.000
Tonnen Mais aus den USA zu importieren, so das US Agriculture Department
(USDA). Ähnliche Vereinbarungen mit europäischen Staaten sind nicht bekannt.

 


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