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@grar.de Aktuell - 20.01.2000

Landwirtschaftszählung 1999: Immer weniger Bauernhöfe

95 Prozent bäuerliche Familienbetriebe


Berlin (agrar.de) - Das Sterben der Bauernhöfe in Deutschland geht weiter:
Die Zahl der Betriebe mit einer Größe von mehr als zwei Hektar schrumpfte
von 568.000 im Jahr 1989 auf 401.000 im Jahr 1999. Das teilte der Präsident
des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, gestern bei der
Vorlage der aktuellen Landwirtschaftszählung mit.

Nach den Zahlen der Erhebung gab es in ganz Deutschland 1999 rund 490.000
land- und forstwirtschaftliche Betriebe. 465.000 Betriebe davon betreiben
Landwirtschaft und bewirtschafteten eine Nutzfläche von etwa 17,1 Millionen
Hektar, nur noch 429.000 von ihnen hatten eine Betriebsgröße ab zwei Hektar.

Über 95 % (440 000) der Betriebe waren bäuerliche Familienbetriebe und
bewirtschafteten 70 % der LF. 4 % (17 000) aller Landwirtschaftsbetriebe
wurden als Personengemeinschaften geführt und bewirtschafteten 12 % der LF.
Schließlich gab es rund 5 000 Betriebe in den Rechtsformen von juristischen
Personen des privaten und öffentlichen Rechts mit 18 % der LF.

In den neuen Bundesländern sei der Umstrukturierungsprozess im zehnten Jahr
nach der Wiedervereinigung offenbar weitgehend abgeschlossen. Dort hätten
sich aus einstigen Staatsbetrieben rund 28.000 Unternehmen gebildet, sagte
Hahlen.

Die landwirtschaftliche genutzte Fläche sei trotz des Schrumpfens der
Höfezahl im Westen fast konstant geblieben, berichtete Hahlen. In der EU
habe die Bundesrepublik jetzt einen Anteil von 7,6 Prozent an der Zahl der
landwirtschaftlichen Betriebe, der Anteil an der Nutzfläche in der
Gemeinschaft betrage 13,3 Prozent. Damit stehe Deutschland als
Agrarproduzent in der EU an dritter Stelle.

Die Entwicklung der Anbauflächen wurde seit 1993 durch die Gemeinsame
Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Gemeinschaften entscheidend beeinflußt.
Die dabei ausgeweiteten Flächenstillegungsregelungen haben zur Folge, daß
die Landwirte ihre Brachflächen erweitert und - infolge der
Preisausgleichszahlungen - den Anbau von Getreide, Ölfrüchten und
Eiweißpflanzen ausgedehnt haben.

Rund 56 % der 11,8 Mill. ha Ackerfläche waren 1999 mit Getreide, 14 % mit
Futterpflanzen, 12 % mit Ölfrüchten, 7 % mit Hackfrüchten und 2 % mit
Hülsenfrüchten bestellt. 7 % des Ackerlandes (846 000 ha) lagen unter
anderem aufgrund von Stillegungsprämien brach. Der Umfang an Brachflächen
nahm gegenüber 1991 um knapp 65 000 ha (8 %) zu. Die Anbaufläche für
Ölfrüchte wurde gegenüber 1991 um 42 % ausgeweitet, bei Hülsenfrüchten
vervierfacht.

Die durchschnittlichen Hektarerträge bei wichtigen Kulturarten haben sich
gegenüber 1991 wesentlich erhöht:

Bei Getreide (ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix) wurden 1999 mit 65,8
Dezitonnen je Hektar (dt/ha) 6,3 dt/ha mehr geerntet als 1991 (59,5 dt/ha);
bei Weizen wird mit 75,4 dt/ha das Ergebnis von 1991 (67,7 dt/ha) um 7,7
dt/ha übertroffen; bei Kartoffeln stehen sich 372,1 dt/ha im Jahr 1999 und
298,5 dt/ha im Jahr 1991 gegenüber (+ 73,6 dt/ha); bei Raps und Rübsen hat
der durchschnittliche Hektarertrag von 31,3 dt/ha (1991) auf 35,1 dt/ha
(1999) zugenommen (+ 3,8 dt/ha); bei Zuckerrüben ist eine Zunahme des
durchschnittlichen Hektarertrages um 70,8 dt/ha von 467,9 dt/ha im Jahr 1991
auf 538,7 dt/ha im Jahr 1999 zu verzeichnen.

Fast zwei Drittel (10,8 Mill. ha, 63 %) der bewirtschafteten Fläche waren
1999 gepachtet. Der Pachtanteil an der LF belief sich im früheren
Bundesgebiet mit 5,8 Mill. ha auf rund 50 % und in den neuen Ländern mit
über 5 Mill. ha auf 90 %. Im früheren Bundesgebiet waren die Pachtentgelte
für Einzelgrundstücke je Hektar Pachtland mehr als zweimal so hoch wie in
den neuen Ländern.

Seit 1991 sind die in den landwirtschaftlichen Betrieben mit betrieblichen
Arbeiten Beschäftigten um rund 24 % oder knapp 445 000 Personen
zurückgegangen. Das waren rund 250 000 Personen im früheren Bundesgebiet und
rund 195 000 Personen in den neuen Ländern. Dieser Rückgang entspricht der
Arbeitsleistung von 370 000 Vollbeschäftigten.

Große Sorge bereitet nach der Erhebung die Hofnachfolge. Sie sei in
Westdeutschland nur für rund 70.000 und in den neuen Ländern nur für rund
3.800 Betriebe gewährleistet. Von den Inhabern der Familienbetriebe seien
derzeit in den alten Bundesländern 54 Prozent und in Ostdeutschland 58
Prozent 45 Jahre und älter.

Auch im Bereich der tierischen Erzeugung haben sich im Zeitraum 1991 bis
1999 'tief greifende Strukturveränderungen' vollzogen, so Hahlen. Im Mai
1999 gab es in rund 350.000 landwirtschaftlichen Betrieben Viehaltung.
Gegenüber 1991 ist ihre Zahl um 31 Prozent gesunken. Am Erhebungsstichtag
hatten die Betriebe der Landwirtschaft rund 26 Millionen Schweine, knapp 15
Millionen Rinder und über zwei Millionen Schafe.

 


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