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@grar.de Aktuell - 08.12.1999

PC-Simulation entlavt Gen-Karpfen


(agrar.de) - Werden einzelne, gentechnisch-veränderte Fische in die Umwelt
entlassen, so kann lokal die ganze Population aussterben, warnen die Forscher
William Muir und Richard Howard von der Purdue Universität. Sie nennen ihr
Szenario die Hypothese vom Trojanischen Gen: 'Es sieht verführerisch aus und
zerstört dann die ganze Population.' Die Arbeit über gentechnisch-veränderte
Karpfen ist in der Fachzeitschrift 'Proceedings of the National Academy of
Sciences' veröffentlicht.

Karpfen, die zusätzlich ein Gen für menschliche Wachstumshormone tragen, werden
etwas größer und sterben etwas früher. Verführen lassen sich vor allem die
Fischweibchen. Sie bevorzugen die größeren Männchen, also die Gentech-Karpfen.
Diese müssten sich demgemäß schneller fortpflanzen als die normalen Fische. Wie
die Forscher allerdings entdeckten, wählen die Weibchen mit den größeren
Gentech-Karpfen auch die weniger lebensfähigen Fische. Denn nur gerade zwei
Drittel der Karpfen mit dem menschlichen Wachstumshormon erreichen das
fortpflanzungsfähige Alter.

Die Forscher wollten wissen, welche der beiden gegenläufigen Tendenzen in einer
gemischten Fischpopulation dominiert. Sie simulierten im Computer eine
Karpfenpopulation mit 60000 Tieren, wovon nur gerade 60 gentechnisch-verändert
waren. Das Resultat war eindeutig. Innerhalb von 40 Generationen starb die gesamte
digitale Karpfenpopulation aus. Auch ein einziger Gentech-Fisch genüge, so die
Forscher, um die gemischte Population auszuradieren. Es dauere dann einfach etwas
länger. Muir fasst zusammen: 'Durch sexuelle Selektion verbreitet sich das Gen für
das menschliche Wachstumshormon in der ganzen Population und die reduzierte
Lebensfähigkeit führt die Population schließlich in den Tod.' Eigentlich sei das
ein komisches Szenario, so Muir weiter, denn hier obsiege letztendlich der am
wenigsten Überlebensfähige - dies widerspreche Darwins Theorie fundamental.

Der ehemalige Vorsitzende des Beraterkomitees in Sachen gentechnisch-veränderter
Organismen in England, John Beringer, kommentiert: 'Die Resultate werden es jenen
sehr schwer machen, die gentechnisch-veränderte Fische mit zusätzlichen
Wachstumshormonen freisetzen wollen.' Dies richtet sich wohl vor allem an jene
britischen und amerikanischen Forscher, die mit Hilfe von menschlichen
Wachstumshormonen den Fleischanteil in Lachsen steigern möchten. Muir und Howard
fordern generell, dass alle gentechnisch-veränderten Tiere vor der Freisetzung in
intensiven ökologischen Tests begutachtet werden müssten. Gelingt den Forschern
noch, ihre Resultate in Tierversuchen auf Fischfarmen zu bestätigen, dürften
ähnliche Tests bald Standard werden.

 


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