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@grar.de Aktuell - 18.11.1999

Gewerkschaft diagnostiziert 'Hungerlöhne' in Schweizer Landwirtschaft


Zürich (agrar.de) - Was die Schweizer Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI)
kritisiert, dürfte Angestellten und Arbeitnehmern in der Industrie als Blick
ins vorherige Jahrhundert erscheinen: In einer am Montag veröffentlichten
Studie berichtet die Gewerkschaft über 'Hungerlöhne' bei Arbeitszeiten von
mehr als 60 Wochenstunden in der Landwirtschaft.

Eine Untersuchung in den Kantonen Bern, Zürich, Luzern, Aargau, Thurgau und
Freiburg zeigte, dass neben ausländischen Saisonniers auf Schweizer
Bauernhöfen zunehmend so genannte Praktikanten aus Osteuropa beschäftigt
werden. Die 'Agro-Studenten', die vom Schweizerischen Bauernverband
vermittelt würden, seien ein willkommener Ersatz für teurere und schwieriger
zu rekrutierende Saisonniers, kritisierte die GBI. Ihr Lohn betrage
lediglich 1.950 Franken im Monat abzüglich 810 Franken für Kost und Logis.

Aber auch bei den Landarbeiterinnen und Landarbeitern gebe es skandalöse
Zustände. Der GBI sind nach eigenen Angaben Fälle bekannt, wo den
Arbeitenden weniger als 1.000 Franken im Monat verbleiben. Gleichzeitig
werde Schwerarbeit geleistet, und zwar so lange wie in kaum einer anderen
Branche. In der Woche seien es manchmal mehr als 65 Stunden.

Alle Kantone gäben sich mit den minimalsten Schutzbestimmungen nach
Obligationenrecht zufrieden, auf Kontrollen werde durchwegs verzichtet und
Sozialversicherungs- und Pensionskassen-Beiträge würden häufig nicht oder
nicht korrekt abgerechnet würden.

Die GBI bezeichnete vor allem die Situation in der Deutschschweiz als
beschämend und kündigte eine Informationskampagne an. Unter dem Motto 'Keine
Löhne unter 3.000' Franken will die Gewerkschaft in einem ersten Schritt auf
einen nationalen Normalarbeitsvertrag für das landwirtschaftliche
Arbeitsverhältnis drängen, der einen Mindestlohn und die 45-Stunden-Woche
angestrebt. Weitergehende Forderungen betreffen die Kontrollen, die
Unterkunft, den Gesundheitsschutz sowie die Berufs- und Weiterbildung.

 


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