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@grar.de Aktuell - 15.11.1997

El Niño: FAO warnt vor negativen Folgen für Entwicklungsländer


Rom, (FAO) - Die pazifische Warmwasserströmung El Niño könnte nach
Einschätzung der Welternährungsorganisation (FAO) 1998 zu Einbussen bei
den Getreidernten in den Entwicklungsländern führen. "Selbst eine
geringe Abweichung von den für 1998 zu erwartenden Ernten könnte zu
einem Preisanstieg führen und sich negativ auf die Ernährungssituation
in Ländern auswirken, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen
sind", hiess es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht
"Food Outlook" der Organisation. Im Südlichen Afrika sei die
Sorge über mögliche Ernteverluste in den kommenden Monaten aufgrund von
El Niño gross. Experten halten unzureichende Niederschläge in der bald
beginnenden Saison für sehr wahrscheinlich.

Die meisten Regierungen hätten bereits Vorsorge-Massnahmen ergriffen. In
vielen Ländern Asiens könne El Niño die Aussat von Reis verzögern. Die
Bauern könnten zu weniger ertragreichen Sorten wechseln, die eher
geerntet werden, so die FAO. Nach vorläufigen Schätzungen sei damit zu
rechnen, dass weniger Reis angebaut werde. Starke Trockenheit könne
negative Konsequenzen für die Viehzucht in einigen Entwicklungsländern
haben, hiess es in dem FAO-Bericht weiter. Wenn Weideland verdörre,
müsse mehr Vieh geschlachtet werden. Ein kurzfristig höheres
Fleischangebot könne zu niedrigeren Erzeugerpreisen führen. Die
wichtigen Sardellen-Fischbestände (Anchoveta) Perus werden wegen El Niño
starke Einbussen erleiden und Jahre benötigen, um sich zu regenerieren,
so die FAO. El Niño werde sich auch auf die Fischbestände im östlichen
Pazifik nachteilig auswirken.

Mit dem satellitengestützten Globalen Informations- und Frühwarnsystem
beobachtet die FAO seit einigen Monaten die Auswirkungen von El Niño und
hat bereits entsprechende Sonderberichte für Lateinamerika und Asien
herausgegeben.

Aus dem FAO-Bericht geht weiter hervor, dass die Ernährungslage in 29
Ländern, die meisten davon in Afrika, derzeit weiterhin stark angespannt
ist. "Obwohl die Getreideproduktion 1997 in den Entwicklungsländern
nur geringfügig sinken wird, ist die Zahl der Staaten, in denen
Nahrungsmittelknappheit herrscht, von 25 im vergangenen Jahr auf heute
29 gestiegen". Zu dieser Gruppe zählen 18 Länder in Afrika, fünf in
Asien, fünf in Europa/Gemeinschaft Unabhängiger und ein Land in
Lateinamerika.

Klimatische Bedingungen, Bürgerkriege und Engpässe aufgrund von
Wirtschaftsreformen seien verantwortlich für diese Entwicklung, so die
FAO. Der Bericht listet im einzelnen die folgenden Staaten in Afrika
auf: Angola, Burundi, Tschad, Demokratische Republik Kongo, Eritrea,
Äthiopien, Kenia, Lesotho, Liberia, Mauretanien,Mosambik, Niger, Ruanda,
Sierra Leone, Somalia, Sudan, Tansania und Uganda. In Asien sind es:
Afghanistan, Irak, Nordkorea, Laos und die Mongolei.

In Europa und den GUS-Staaten Aserbaidschan, Armenien,
Bosnien-Herzegowina, Georgien und Tadschikistan sowie in der Karibik
Haiti. Die FAO stellte am Mittwoch auch den "Weltbericht zur Lage
der Landwirtschaft 1997" vor. Darin wird hervorgehoben, dass sich
die Kluft zwischen denjenigen, die genug zu essen haben, und den
Menschen, die Hunger leiden, weiter vergrössert habe. Dieser wachsende
Abstand zwischen den Wohlhabenden und den Habenichtsen sei der
störendste Trend, der verändert werden müsse, um die Verpflichtungen des
Welternährungsgipfels 1996, die Zahl der Unterernährten bis zum Jahre
2015 zu halbieren, erfüllen zu können, so die FAO.

In Bezug auf den Klimawandel und die Auswirkungen auf die
Weltlandwirtschaft rief die FAO dazu auf, die Zerstörung der Wälder zu
verringern und eine umweltverträgliche Landwirtschaft zu betreiben, um
den Ausstoss von Kohlendioxid, Methan und Distickstoffmonoxyd (Lachgas)
zu reduzieren.

Der "Weltbericht zur Lage der Landwirtschaft 1997" kann bei
der FAO Sales and Marketing Group (Fax: 0039-6-5705 3360, e-mail:
Publications-Sales auf der FAO-Homepage http://www.fao.org) zum Preis
von 45 Dollar erworben werden. Den Food Outlook finden Sie auf dem
Internet unter: http://www.fao.org/giews/english/fo/fo9711/httoc.htm



 


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